Gedanken zum Sonntag - 21. August: 21. Sonntag im Jahreskreis

Die Tür ist offen

 Die Tür ist offen  TED-033
19. August 2022

Eine Kurzfassung des heutigen Evange-liums (Lk 13,22-30) könnte etwa so aussehen: Jesus wird gefragt »Sind es nur wenige die gerettet werden?« Darauf antwortet er, dass jeder Mensch, der durch die enge Tür geht, gerettet ist.

Die gute Nachricht ist, dass jede Person erst einmal berufen und befähigt ist, diese Tür zu durchschreiten. Unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder Status sind
alle für die Herrlichkeit bestimmt (1 Tim 2,4). So stehen die vier Himmelsrichtungen stellvertretend für den gesamten Erdkreis
(Lk 13,29). Ebenso weisen vorausgehende Erzählungen darauf hin, bei denen insbesondere Menschen in den Fokus rücken, die am Rande der Gesellschaft stehen (Lk 5,12-16; 7,36-50). Also egal, wer ich bin oder was ich bisher getan habe, die Tür ist offen!

Aber die Tür ist auch eng. Ein Widerspruch? Ein Grund zur Verzweiflung? Gerne wird auf die Eingangstür zur Geburtskirche in Betlehem verwiesen. Die Tür ist niedrig und schmal, gerade so ausreichend für eine Person. Wer viel Gepäck hat, wird sich schwertun durchzukommen. Wer sich groß macht, stößt sich vermutlich den Kopf. Dieses Beispiel lässt sich gut übertragen: Es sind nicht unsere eigenen Besitztümer, Leistungen oder Gedanken, die uns retten – das wäre dann tatsächlich ein Grund zum Verzweifeln. Doch anstatt zu verzweifeln sind wir eingeladen,
auf Gott zu hoffen, der selbst die Tür ist
(Joh 10,9) und dessen Treue in Ewigkeit währt, wie wir im heutigen Psalm 117 beten. Auf Gott zu hoffen, drückt sich etwa durch Hinwendung zu Ihm aus. Dabei ist es Gott wichtig, dass wir nicht bei rein äußeren Handlungen stehen bleiben, ohne uns ihm wirklich mit ganzem Herzen zuzuwenden (Lk 13,26). Also unabhängig davon, ob wir gerade zweifeln oder hadern, ob alles gut läuft oder eher desaströs, dürfen wir ihm immer ehrlich entgegentreten und alles anvertrauen, was uns beschäftigt, so wie die Psalmisten. Das ist ein grundlegender Schritt, zu dem wir täglich aufs Neue eingeladen sind.

Hannah Hassanein, Theologische Referentin im Bistum Aachen.