Gedanken zum Sonntag - 3. Juli: 14. Sonntag im Jahreskreis

Friedensmission

 Friedensmission  TED-026
01. Juli 2022

»In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere Jünger aus und sandte sie …« (Lk 10,1). Zweiundsiebzig, die Zahl der nach der »Völkertafel« (Gen 10) bekannten Nationen, erinnert uns daran, dass der Verkündigungsauftrag Jesu an uns alle ergeht. Wir gehören zu den Ausgesandten! Jesu »Stellenausschreibung« für den Dienst der Verkündigung nimmt uns in die Pflicht: keine Alleingänge, wehrlos und arm auf Friedensmission. Was bedeutet das für Menschen, die einen festen Wohnsitz, Arbeit und ein geregeltes Einkommen haben? Wenn wir Christen »mit leichtem Gepäck« durchs Leben gehen, vertrauensvoll und solidarisch leben, wird das Fragen in unserer Umgebung aufwerfen — nach dem Sinn menschlichen Lebens, nach dem Woher und Wohin.

In einer Zeit, da in unserer Welt erbitterte Kriege wüten, ist mehr denn je Friede, wie ihn die Bibel versteht (Heil, Wohlbefinden, Ganzsein), das Erste und Letzte, ja das Dringlichste, was wir Christen zu sagen, zu bekennen und zu leben haben. Friede – »Pax« geht auf das Wort »pacare« (zusammenfügen, festmachen) zurück. Er ist kein unveränderlicher Besitz, sondern etwas, das immer neu gesucht und gestaltet werden muss. Friede erfordert Übereinkünfte und faire Kompromisse. Er entsteht nicht erst, wenn Interessen identisch sind. Unser christliches Leben ist nur dann authentisch, wenn es sich in der Friedenssuche bewährt – wo auch immer wir leben. Nur so wird die Sendung der Kirche erfahrbar, Zeichen des Friedens unter den Völkern zu sein. Friede ist nicht einfach ein menschliches Projekt. Er erschöpft sich nicht in Ethik, Diplomatie oder strukturpolitischen Maßnahmen. »Er (Christus) ist unser Friede«, schreibt Paulus (Eph 2,14). Das Bild von den Erntearbeitern (Lk 10,2) erinnert uns daran, dass wir einbringen sollen, was Gott in Christus längst begonnen und ausgesät hat.

Sr. Manuela Scheiba OSB, Dozentin am Monastischen Institut der Benediktinerhochschule Sant’Anselmo in Rom