Zum 400. Jahrestag der Errichtung der Kongregation »de Propaganda Fide« (1622-2022)

Geht in alle Welt und verkündet das Evangelium

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24. Juni 2022

Der zweite Teil der Artikelserie befasst sich mit dem ersten Sekretär der Propagandakongregation, Francesco Ingoli (1578-1649). Er wurde am 21. November 1578 in Ravenna geboren und studierte Zivil- und Kirchenrecht an der Universität Padua. Am 27. Mai 1601 erhielt er den Titel eines »doctor utriusque iuris« und begann, in seiner Heimatstadt Rechtswissenschaft zu lehren.

Er beherrschte Latein, Französisch, Spanisch, Griechisch und Arabisch und zeichnete sich auch auf dem Gebiet der Astronomie und Kosmographie aus. Kardinal Bonifacio Caetani, päpstlicher Legat in Bologna, ernannte ihn zum Auditor an seinem Kirchengericht. Vom Kardinal, der einen großen Einfluss auf seinen Charakter und seine Spiritualität hatte, lernte Ingoli, systematisch zu arbeiten und die ihm anvertrauten Aufgaben schnell auszuführen. Alle an ihn herangetragenen Fragen wurden in kurzer Zeit geklärt. An seinem Arbeitsplatz herrschten Ordnung und Disziplin. In dieser Zeit entstand der Kontakt zu den Theatinern in Ravenna.

Als Kardinal Alessandro Ludovisi am 9. Februar 1621 – mit dem Namen Gregor XV. – Papst wurde, ernannte er Ingoli zum juristischen Berater seines Neffen Ludovico, dem späteren Kardinalnepoten und Erzbischof von Bologna.

Geschätzter Beitrag

Ingolis Aufenthalt in Bologna bei Kardinal Ludovico war kurz, denn Gregor XV. berief ihn nach Rom, wo er mit der Aufgabe betraut wurde, Normen für künftige Papstwahlen auszuarbeiten. Sein Beitrag zu dieser Reform mit jahrhundertelanger Wirkung wurde sehr geschätzt, und angesichts seines glühenden Eifers für die Verbreitung des Glaubens beschloss der Papst, ihn zum ersten Sekretär der neu zu errichtenden »Sacra Congregazione ›de Propaganda Fide‹« zu ernennen. Die Entscheidung geht auf den
6. Januar 1622 zurück, den Tag, an dem das Dikasterium gegründet wurde, auch wenn das Ernennungsschreiben erst am darauffolgenden 1. September veröffentlicht wurde. Der Sekretär übernahm eine neue Verantwortung von universalen Dimensionen, die ein Höchstmaß an Engagement erforderte. Er arbeitete daran, der Kongregation Gestalt zu verleihen und die notwendige Unterstützung für ihr wirksames Funktionieren zu gewährleisten. Dabei war er sich bewusst, dass die zentrale Missionsbehörde in Rom bei Null anfangen musste.

Der erste Schritt bestand darin, die Apostolischen Nuntien und die Generaloberen der verschiedenen Orden anzuschreiben und sie über die neue Missionseinrichtung zu informieren. Er bat sie außerdem, ihm detaillierte Informationen über die Lage in ihren Gebieten und ihre Vorschläge zu übermitteln. Diese umfangreiche Sammlung von Informationen war notwendig, um einen klaren Überblick zu erhalten, bevor die Arbeit der Kongregation festgelegt wurde. So wurde sie zur bestinformierten Behörde der Römischen Kurie über die Evangelisierungsarbeit der Kirche in der Welt. Darüber hinaus betrachtete Ingoli diese Dokumentensammlung als Grundlage für das Archiv der Kongregation, dessen erster Archivar er war.

Auf der Grundlage dieser Dokumente verfasste er seine Ansprachen und Berichte zu bestimmten Themen, die die Missionen betrafen, wie zum Beispiel das Patronatssystem, die Notwendigkeit einer Druckerpresse, Missbräuche, die Zulassung von indigenen Studenten zur Priesterweihe und zum Ordenseintritt, die Ernennung von Bischöfen und vieles mehr. Diese Maßnahmen zeugen von Ingolis Eifer für die Ausbreitung des Glaubens, die Organisation der Mission und die Ausbildung von Missionaren.

Typisch für Ingolis Arbeitsweise war, dass er hohen Wert auf größtmögliche Korrektheit bei der Behandlung der Angelegenheiten des Sekretariats der »Propaganda Fide« legte. Für ihn hatte die Organisation der Arbeit des Sekretariats Priorität. Besonderen Wert legte er auf eine rasche Bearbeitung der Akten und Dossiers sowie die unverzügliche Beantwortung von Anfragen.

Als Sekretär war es seine Aufgabe, die Vollversammlungen und Partikularkongregationen der Kardinäle, die Mitglieder des Dikas-teriums waren, vorzubereiten. Er führte diese Aufgaben sorgfältig aus und achtete vor allem darauf, dass sie nicht länger als geplant dauerten, insbesondere wenn sie in Anwesenheit des Papstes stattfanden. Für ihn war keine andere Arbeit gottgefälliger als die des Missionars, denn sie geschah zur Ehre Gottes, für das Heil der Seelen und zum Ruhm der Ordensinstitute.

Monsignore Ingoli war überzeugt, dass ein durchdachtes Vorgehen im Bereich der Missionen entwickelt werden musste. Neue Methoden waren notwendig, damit die Pläne der Kongregation ohne allzu großen Widerstand umgesetzt werden konnten. In dieser Hinsicht war er stets darauf bedacht, Ordensobere, Nuntien und andere Experten auf dem Gebiet der Mission zu bitten, neue Methoden vorzuschlagen, um die Wirksamkeit der Missionsarbeit zu unterstützen.

Unter den eingegangenen Ideen war der Hinweis auf die Notwendigkeit von Druckerzeugnissen als Mittel der Glaubensverbreitung und daher der Vorschlag der Einrichtung einer Druckerei in Rom, um Materialien wie Grammatiken, Wörterbücher, Katechismen, Texte und Bücher für die Verbreitung des Glaubens in den Missionsgebieten zu drucken. Ebenso wurden die sorgfältige Auswahl und Ausbildung der Missionare sowie die Zusammenarbeit der Bischöfe angemahnt.

Kenntnisse lokaler Sprachen

Die Notwendigkeit einer sorgfältigen Ausbildung des einheimischen Klerus als Grundlage für die Ernennung von Bischöfen gehörte auch zu den Überzeugungen von Msgr. Ingoli. Er schlug daher den Aufbau eines Missionskollegs vor, wo besonderer Wert darauf gelegt werden sollte, dass die Alumnen sich Kenntnisse der lokalen Sprachen jener Völker aneigneten, bei denen sie später predigen und die Sakramente spenden würden.

Die neue Kongregation sollte seiner Meinung nach zudem die Missionare und Bischöfe vor den Amtsträgern der weltlichen Macht schützen. So bemühte er sich, die zum Patronatssystem gehörenden »königlichen Vikariate« abzuschaffen, insbesondere wegen der Missbräuche, die sich aus dieser Praxis ergaben, denn sie beeinträchtigten den Fortgang der Mission.

Außerdem sollte die Ausbildung einheimischer Priester und die Ernennung einheimischer Bischöfe missionarische Norm werden. Ingoli hielt diesen Ansatz für einen Vorteil, und so gab es einen umfangreichen Schriftverkehr und zahlreiche Interventionen des Sekretärs, um diesen Punkt bei verschiedenen Gelegenheiten zu unterstreichen, insbesondere im Hinblick auf Lateinamerika und Indien.

Um die Expansion in den Missionsgebieten zu fördern, pflegte Ingoli enge Kontakte zu den Orden. Er nutzte Gelegenheiten wie Generalkapitel, um mit den Ordensoberen Fragen der Mission zu erörtern und sie um ihre Meinung oder Vorschläge zu bitten. Das einzige Ziel Ingolis war die Verbreitung des Glaubens. All seine Bemühungen zielten darauf ab, den besten Weg zu finden, die Aktivitäten der jungen Missionskongregation aufzubauen, zu fördern und zu erweitern. Dabei führte er selbst ein einfaches und enthaltsames Leben. Seine Treue zur Kirche stand außer Frage. Trotz seiner väterlichen Güte war er streng. Er war rigoros und hartnäckig, wenn es darum ging, die Rechte der Propagandakongregation oder des Heiligen Stuhls zu verteidigen oder eine Maßnahme zuguns-ten der Missionen durchzusetzen.

Msgr. Ingoli starb am 24. April 1649 in Rom. Auf eigenen Wunsch erhielt er ein einfaches Begräbnis in der Theatinerkirche von Sant’ Andrea della Valle in Rom.

(Orig. engl.; ital. in O.R. 22.6.2022)

Von Msgr. Camillus Johnpillai,
Büroleiter im Dikasterium
für die Evangelisierung