Grußworte von Papst Franziskus beim Regina Caeli am Pfingstsonntag, 5. Juni

Hört auf den verzweifelten Schrei der Leidenden!

 Hört auf den verzweifelten Schrei der Leidenden!  TED-023
10. Juni 2022

Vatikanstadt. Nach dem Gebet des »Regina Caeli« am Pfingstsonntag, 5. Juni, sagte der Papst zu den auf dem Petersplatz versammelten Pilgern und Besuchern:

Liebe Brüder und Schwestern, am Pfingstfest wird Gottes Traum, den er für die Menschheit hat, Wirklichkeit. Fünfzig Tage nach Ostern geschieht es, dass Völker verschiedener Sprachen sich treffen und einander verstehen. Doch nun, hundert Tage nach Beginn der bewaffneten Aggression gegen die Ukraine, ist der Albtraum des Krieges, der die Negation von Gottes Traum ist, erneut über die Menschheit hereingebrochen: Völker kämpfen gegeneinander, Völker töten einander, Menschen werden aus ihren Häusern vertrieben, anstatt sich näher zu kommen. Und da die Wut der Zerstörung und des Todes weiter tobt und Konflikte aufflammen, die eine Eskalation anheizen, die für alle immer gefährlicher wird, erneuere ich meinen Appell an die Verantwortlichen der Nationen: Bitte stürzen Sie die Menschheit nicht ins Verderben! Bitte stürzen Sie die Menschheit nicht ins Verderben! Es müssen echte Verhandlungen stattfinden, konkrete Verhandlungen für einen Waffenstillstand und eine nachhaltige Lösung. Der verzweifelte Schrei der leidenden Menschen muss gehört werden – wir sehen ihn jeden Tag in den Medien –, das menschliche Leben muss geachtet und die grausame Zerstörung von Städten und Dörfern in der Ostukraine muss beendet werden. Bitte, wir wollen weiter beten und uns unermüdlich für den Frieden einsetzen.

Gestern wurden in Beirut zwei Kapuziner seliggesprochen, Leonard Melki und Thomas George Saleh, Priester und Märtyrer, die 1915 beziehungsweise 1917 in der Türkei aus Glaubenshass getötet wurden. Diese beiden libanesischen Missionare haben in einem feindlichen Umfeld unerschütterliches Gottvertrauen und Selbstaufopferung für ihren Nächsten unter Beweis gestellt. Ihr Beispiel soll unser christliches Zeugnis stärken. Sie waren jung, keine 35 Jahre alt. Einen Applaus für die neuen Seligen!

Mit Freude habe ich erfahren, dass der Waffenstillstand im Jemen um weitere zwei Monate verlängert worden ist. Dank sei Gott und euch. Ich hoffe, dass dieses Zeichen der Hoffnung ein weiterer Schritt zur Beendigung dieses blutigen Konflikts sein kann, der eine der schlimmsten humanitären Krisen unserer Zeit ausgelöst hat. Bitte lasst uns nicht vergessen, an die Kinder im Jemen zu denken: Hunger, Zerstörung, Mangel an Bildung, Mangel an allem. Lasst uns an die Kinder denken!

Ich möchte die Opfer der durch sintflutartige Regenfälle verursachten Erdrutsche in der Metropolregion von Recife, Brasilien, meines Gebets versichern.

Ich grüße euch alle, die Römer und die Pilger! Ich grüße die Vereinigung »Avvocatura in missione«, die Mitglieder der Internationalen Versöhnungsbewegung und der Vereinigung »Gewaltfreie Bewegung«, die französische Pfadfindergruppe »Saint Louis«, die Gesellschaft des Heiligen Vinzenz von Paul und die Fraternität »Evangelii gaudium«. Ich grüße die Gläubigen aus Piacenza d’Adige, den Chor aus Castelfidardo, die Jugendlichen aus Pollone und aus Cassina de’ Pecchi – ich erinnere mich, wie ich diese Orte vor vielen Jahren besucht habe –, die Pilger der aus den Heiligtümern des Antonius von Padua in Camposampiero und die Radfahrer aus Sarcedo, und ich grüße auch die Jugendlichen der Immaculata.

Ich spreche den Fischern meine Nähe aus. Denken wir an die Fischer, die aufgrund der steigenden Treibstoffkosten Gefahr laufen, ihre Tätigkeit einstellen zu müssen; und ich schließe alle Kategorien von Arbeitnehmern ein, die von den Folgen des Konflikts in der Ukraine schwer betroffen sind.

Ich bete für euch, betet ihr für mich. Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen.