Appell des Papstes bei der Generalaudienz

Getreide darf keine Kriegswaffe werden

10. Juni 2022

Vatikanstadt. Im Rahmen der Generalaudienz am 1. Juni brachte der Papst seine Sorge zum Ausdruck über ausbleibende Getreidelieferungen aus der Ukraine. Nach der Katechese und Grüßen sagt der Heilige Vater:

Die Blockade des Getreideexports aus der Ukraine, von dem das Leben von Millionen von Menschen abhängt, besonders in den ärmeren Ländern, ist sehr besorgniserregend. Ich appelliere daran, dass alle Anstrengungen unternommen werden mögen, um dieses Problem zu lösen und das universale Menschenrecht auf Nahrung zu garantieren. Man möge bitte das Getreide, ein Grundnahrungsmittel, nicht als Kriegswaffe benutzen!

Die Ukraine ist einer der weltweit wichtigsten Exporteure von Getreide, der Angriff Russlands hat aber vielerorts die Aussaat verzögert. Zudem kann gelagertes Getreide nicht über Schwarzmeerhäfen exportiert werden. Russland hat mittlerweile die Kontrolle über weite Teile der ukrainischen Schwarzmeerküste übernommen. Der größ-te Hafen des Landes in Odessa ist durch russische Kriegsschiffe blockiert. In den Docks lagern Millionen Tonnen ukrainischen Getreides, das nicht exportiert werden kann und für den Weltmarkt von großer Bedeutung ist. Die Ukraine wirft Russland zudem vor, in den besetzten Gebieten Getreide in großem Stil zu stehlen und nach Russ-land zu bringen.

Hauptabnehmer des ukrainischen Getreides sind in der Regel Länder im Nahen Osten und in Nordafrika. Dort grassierende Hungersnöte werden durch die fehlenden Einfuhren aus der Ukraine derzeit noch verstärkt. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO könnten die Folgen des Krieges kurzfristig zu einem drastischen Anstieg unterernährter Menschen weltweit führen.