Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin besuchte vom 10. bis 12. Mai Kroatien

Konkrete Zeichen der Verbundenheit

 Konkrete Zeichen der Verbundenheit  TED-021
27. Mai 2022

Vatikanstadt/Zagreb. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ist vom 10. bis 12. Mai nach Kroatien gereist und wurde zum Abschluss seines Besuchs auch vom kroatischen Präsidenten Zoran Milanović empfangen. Anlass der Reise war der 30. Jahrestag der internationalen Anerkennung Kroatiens und die Unterzeichnung der ersten Grundlagenverträge zur Regelung der Beziehungen zwischen Kroatien und dem Heiligen Stuhl vor 25 Jahren. Eingeladen hatte ihn der Vorsitzende der kroatischen Bischofskonferenz, Želimir Puljić, Erzbischof von Zadar. Im Sitz der Bischofskonferenz fand am Vormittag des 11. Mai die Begegnung mit den kroatischen Bischöfen statt. Parolin unterstrich bei diesem Anlass, dass das kroatische Volk im Laufe der Jahrhunderte stets eine unbestreitbare Treue gegenüber dem Heiligen Stuhl gezeigt habe. Und auch von Seiten der Päpste habe es »zahlreiche Zeichen des Wohlwollens gegenüber dieser Teilkirche und diesem Land« gegeben. Zu den konkreten Zeichen der Verbundenheit des Heiligen Stuhls mit dem kroatischen Volk habe die Anerkennung der Unabhängigkeit Kroatiens am 13. Januar 1992 gehört.

Am Abend stand ein vom kroatischen Fernsehen übertragener Got-tesdienst auf dem Programm. In seiner Predigt unterstrich der Kardinal: »Das Licht Christi ist uns anvertraut. Es ist eine Verantwortung, gewiss, aber vor allem ist es Freude. Chris-tus ist der Einzige, der uns mit wahrer Freude erfüllt.« Beim anschließenden Empfang in der Apostolischen Nuntiatur warnte Parolin mit Worten von Papst Franziskus vor einem sich »stückweise« ausbreitenden Weltkrieg. Angesichts eines Wiederauflebens von Isolationismus und Autoritarismus befinde sich das System der Demokratie derzeit in einer Krise, so der Kardinal. Gerade in Kroatien sei man sich wohl bewusst, dass die Bewahrung von Freiheit und Unabhängigkeit eine ständige Herausforderung sei.

Am Vormittag des 12. Mai war der Kardinalstaatssekretär im kroatischen Parlament zu Gast und sprach in seiner Gedenkrede über die Diplomatie des Heiligen Stuhls: Verträge des Heiligen Stuhls seien »immer ein Versuch, sich an soziale Veränderungen und religiöse Realitäten vor Ort anzupassen«. Der Heilige Stuhl könne auf diese Weise unter den spezifischen Bedingungen vor Ort für Menschenrechte und namentlich für Religionsfreiheit eintreten. Konkordate seien nicht nur mit Staaten mit christlicher Tradition sinnvoll, hob Parolin hervor. »Der Heilige Stuhl hat immer versucht, auch mit nicht-katholischen oder nicht-christlichen Souveränen oder Regierungen über die konkreten Lebensbedingungen der Kirche zu verhandeln.« Es gehe um die Unabhängigkeit der Kirche. »Auch in einer Gesellschaft, die tief mit dem Katholizismus verbunden ist, braucht man Regeln, damit die zivilen Autoritäten sich nicht in die Angelegenheiten der Kirche einmischen – und umgekehrt.«

Beim Treffen mit Ministerpräsident Andrej Plenković standen insbesondere die Umsetzung der Abkommen mit dem Heiligen Stuhl, die jüngste Unterzeichnung des Abkommens über die Caritas der katholischen Kirche in der Republik Kroatien, die Position der Kroaten in Bosnien und Herzegowina und der Krieg in der Ukraine im Mittelpunkt des Gesprächs.