Vatikanstadt. Die kirchliche Moraltheologie soll sich gemäß den Worten des Paps-tes noch stärker dem interdisziplinären Dialog wie auch den realen Lebenssituationen von Paaren und Familien stellen. Dafür sei es nötig, »eine abstrakte Vorstellung von Wahrheit zu überwinden, die von den Erfahrungen der Menschen, Kulturen und Religionen losgelöst ist«, sagte Franziskus am Freitag, 13. Mai, vor den Teilnehmern eines internationalen Theologenkongresses in Rom, der von der Päpstlichen Universität Gregoriana und dem Päpstlichen Theologischen Institut Johannes Paul II. für Ehe und Familie ausgerichtet wurde. Das viertägige Treffen befasste sich mit den praktischen Folgen des nach-synodalen Apostolischen Schreibens Amoris laetitia zu Ehe und Familie, das Franziskus 2016 veröffentlichte.
Zwischen Theologie und pastoralem Handeln solle laut Franziskus »immer wieder ein fruchtbarer Kreislauf hergestellt werden«. So wenig, wie sich konkrete Seelsorge allein aus abstrakten theologischen Grundsätzen ableiten lasse, dürfe sich theologische Reflexion auf eine Wiederholung der Praxis beschränken, forderte der Papst. Christliche Ehe und Familie dürften nicht als Last empfunden werden, die es ein Leben lang zu schultern gelte. Vielmehr seien sie »ein dynamischer Weg von Wachstum und Verwirklichung«.
Natürlich müsse die Theologie kritisch sein. Allerdings seien ihr Ausgangspunkt die Lebens-erfahrung und der Glaubenssinn der Menschen. Angesichts der oft komplexen Probleme, mit denen Paare und Familien konfrontiert sind, werde eine sorgfältige, auch geistliche Unterscheidung dessen, was notwendig, gut und hilfreich ist, immer wichtiger, so der Papst.