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Guido Reni-Ausstellung noch bis 22. Mai zu sehen

Das Heilige und die Natur

 Das Heilige und die Natur  TED-018
06. Mai 2022

Jahrhundertelang war er nur »Guido, der Göttliche«, Nachname nicht notwendig. Nämlich Guido Reni (1575-1642) aus Bologna, schon zu Lebzeiten einer der berühmtesten und meistgefeierten Maler Italiens. Er kreierte schnell und zügig, verkaufte sich gut und finanzierte so seinen auch durch Spielsucht bedingt aufwendigen Lebensstil. Im 19. Jahrhundert wurde der Meister des klassischen Barock plötzlich stark kritisiert, seine Kunst gar als vulgär abgetan. Doch ein Jahrhundert später erwachte gerade im deutschen Raum wieder Interesse an ihm. Fortan war er Guido Reni und mit einer Ausstellung 1988-89 in seiner Heimatstadt Bologna, gefolgt von Schauen im Ausland, wurde er endgültig rehabilitiert.

Über 30 Jahre später gibt es jetzt mit »Guido Reni a Roma. Il Sacro e la Natura« (Guido Reni in Rom. Das Heilige und die Natur) im wunderschönen Museum »Galleria Borghese« mitten im gleichnamigen Stadtpark wieder die erste Einzelausstellung des Barockkünstlers in Italien. Große Altarbilder gehören dazu. Aber ihr Anlass ist eigentlich das nicht religiöse Gemälde Danza campestre (»Ländlicher Tanz«), auf dem Antiquitäten-Markt von London entdeckt und nach Experten-Untersuchungen dem Maler von Bologna zugeschrieben. Seit 2020 ist es in der Galleria Borghese zuhause.

Guido Reni wirkte bis etwa 1614 viele Jahre in der Ewigen Stadt. Er wird in der Gal-leria Borghese gefeiert mit 30 Werken. Gleich im Eingangssaal im Erdgeschoss sind bis zu drei Meter hohe Ölbilder zu sehen, wie »Die Kreuzigung des heiligen Petrus« (1604-1605), eines seiner
größten Meisterwerke aus den Vatikanischen Museen, und »Das Martyrium der heiligen Cäcilie« (1601) aus der römischen Kirche Santa Cecilia im Altstadtviertel Trastevere, ferner »Das Martyrium der heiligen
Katharina von Alexandrien« (1605-1606) aus dem Diözesanmuseum von Albenga. Mit ihnen wirkt der Saal übervoll, sonstige Kunstschönheiten, vor allem kostbare Marmor-Skulpturen und Büsten römischer Kaiser, sind in den Schatten verbannt. Gerade noch das Deckenfresko von Mariano Rossi aus dem 18. Jahrhundert behält seine Wirkung. Nicht bei allen Besuchern löst diese Überfülle daher Begeisterung aus, vor allem bei solchen, die die Galerie mit bedeutenden Werken mehrerer Jahrhunderte in der ständigen Sammlung das erste Mal besuchen.

Weiter geht es im nach Pauline Borghese benannten Saal, wo die klassizistische Skulptur von Canova mit der Napoleon-Schwester Pauline als Venus thront, mit den Aposteln Petrus und Paulus (1609) aus der Mailänder Pinacoteca di Brera, schließlich mit Motiven aus der Bibel- und Sagenwelt. Da gibt es interessante Gegenüberstellungen von Reni-Werken mit solchen aus der ständigen Sammlung. Der Bildhauer Gianlorenzo Bernini (1598-1680) etwa, ein großer Bewunderer von Guido Reni, kreierte Motive des Malers in Marmor in denselben Posen. Ausdrucksstarke Muskeln wie die von Proserpina und Pluto, die Bernini im berühmten »Raub der Proserpina« verewigt hat, entdecken die dynamische Pose von Atalanta und Ippomene bei Guido Reni wieder, die der Maler einige Jahre zuvor auf die Leinwand gebracht hatte. Aus der National Gallery in London wurde Renis »Lot und seine Töchter« herbeigeholt, das in der Galleria Borghese im Saal mit sechs Werken seines berühmten Rivalen Caravaggio (1571-1610) gezeigt wird.

Nicht mehr das Heilige, sondern die Natur, der zweite Aspekt der Schau, steht im ers-ten Stock im Mittelpunkt. Die Ölleinwand »Ländlicher Tanz« misst 81 mal 99 Zentimeter. Sie zeigt tanzende Menschen in einer hügeligen Waldlandschaft mit Blautönen. Das in London wiedergefundene Gemälde gehörte einst dem Kunstsammler und Kardinal Scipione Borghese (1577-1633) und ist also in der Galleria Borghese am richtigen Ort.

Dass Reni auch reine Landschaften malte, nicht nur solche als Bildhintergrund, war bis vor einigen Jahren unbekannt, erklärt Frances-ca Cappelletti, Direktorin der Galleria Borghese und Kuratorin dieser Schau: »Eine Neuheit auf dem Berufsweg des Malers«. Landschaftsmalerei weiterer Künstler der Zeit ist ausgestellt, darunter auch Werke des Flamen Paul Bril (1554-1626), mit dem Guido Reni während seiner römischen Jahre in Verbindung stand.

Bis 22. Mai 2022 läuft die Ausstellung »Guido Reni in Rom. Das Heilige und die Natur« im römischen Museum Galleria Bor-ghese, Piazzale Scipione Borghese, 5, 00197 Rom. Öffnungszeiten von dienstags bis sonntags von 9 bis 19 Uhr (Einlass bis 17.45 Uhr), montags geschlossen. Voranmeldung obligatorisch, am besten online über die Webseite www.galleria.borghese.beniculturali.it oder telefonisch unter der Nummer 0039 06 32810.

Von Christa Langen-Peduto