Audienz für die Teilnehmer am 32. Kurs über das Forum internum, der von der Apostolischen Pönitentiarie veranstaltet wurde

Vergebung ist ein Menschenrecht

 Vergebung ist ein Menschenrecht  TED-015
15. April 2022

Liebe Brüder,

guten Tag und herzlich willkommen!

Ich freue mich, euch zu begegnen anlässlich des jährlichen Kurses über das Forum internum, der von der Apostolischen Pönitentiarie veranstaltet wurde und der jetzt zum 32. Mal stattfindet. Welche Beständigkeit, welche Beständigkeit. Meine Hochachtung!

Ich begrüße Kardinal Mauro Piacenza, den Großpönitentiar, und danke ihm von Herzen für seine einführenden Worte. Ich begrüße den Regenten, die Prälaten, die Beamten und das Personal der Pönitentiarie, die Kollegien der ordentlichen und außerordentlichen Pönitentiare der Päpstlichen Basiliken in Rom sowie euch alle, die ihr am Kurs teilnehmt. Ihr seid wirklich zahlreich: etwa 800 Kleriker! Das ist ein gutes Zeichen, denn eine heute weit verbreitete Denkweise kann die übernatürliche Dimension kaum verstehen oder möchte sie sogar verleugnen. Immer, immer besteht die Versuchung, sie zu verkürzen. Die Beichte ist ein Gespräch. Und das Gespräch lässt sich nicht auf drei oder vier psychologische Ratschläge reduzieren, um voranzugehen. Das bedeutet, dem Sakrament das Wesentliche des Sakraments zu nehmen.

Nicht nur euch, sondern allen Priestern, die Beichtväter sind, kann es guttun – vielleicht gerade jetzt in der Fastenzeit –, die 2019 von der Apostolischen Pönitentiarie veröffentlichte Note über die Bedeutung des Forum internum und die Unverletztlichkeit des Beichtgeheimnisses noch einmal zu lesen und darüber nachzudenken. Sie berührt sehr aktuelle Aspekte, und vor allem hilft sie uns, neu zu entdecken, wie kostbar und notwendig auch in unseren Tagen der Dienst der Versöhnung ist, der die Barmherzigkeit Got-tes sichtbar macht und verwirklicht.

In einem Interview, das ich kürzlich gegeben habe, habe ich etwas Ungewohntes gesagt: dass die Vergebung ein »Menschenrecht« ist. Wir alle haben das Recht, Vergebung zu empfangen. Alle. Denn sie ist es, wonach sich das Herz eines jeden Menschen zutiefst sehnt. Denn Vergebung zu empfangen bedeutet, geliebt zu werden, so wie wir sind, trotz unserer Grenzen und unserer Sünden. Und die Vergebung ist in dem Sinne ein »Recht«, dass Gott sie im Paschageheimnis Christi jedem Menschen, der bereit ist, sie mit demütigem und reumütigem Herzen zu empfangen, in ganzer Fülle und unwiderruflich geschenkt hat. Indem wir Gottes Vergebung großherzig spenden, wirken wir Beichtväter an der Heilung der Menschen und der Welt mit; tragen wir bei zur Verwirklichung jener Liebe und jenes Friedens, nach denen jedes menschliche Herz sich zutiefst sehnt. Durch die Vergebung tragen wir zu einer – gestattet mir das Wort – geistlichen »Ökologie« der Welt bei.

Ich möchte euch einige Anregungen zur Reflexion und zur Überprüfung des Lebens geben, bei denen drei Schlüsselworte im Mittelpunkt stehen: Annahme, Zuhören und Begleitung. Annahme, Zuhören und Begleitung. Drei wesentliche Dimensionen des Dienstes des Beichtvaters; drei Gesichter der Liebe, zu denen die Freude hinzugefügt werden muss, die sie immer begleitet.

Die Annahme muss der erste Wesenszug des Beichtvaters sein. Er ist es, der dem Pönitenten hilft, das Sakrament im rechten Geist zu empfangen, sich nicht in sich selbst und die eigene Sünde zu verschließen, sondern sich zu öffnen für die Vaterschaft Got-tes, für das Geschenk der Gnade. Die Annahme ist das Maß der Hirtenliebe, die bei euch auf dem Ausbildungsweg zum Priesteramt herangereift ist und die reich ist an Früchten, sowohl für den Pönitenten als auch für den Beichtvater selbst, der seine Vaterschaft, wie der Vater des verlorenen Sohnes, voll Freude über die Rückkehr des Sohnes lebt. Haben wir diese Annahme und diese Freude? Die innere Ruhe eines Beichtvaters, der den Pönitenten anzunehmen versteht, tagsüber oder am Abend: »Nimm Platz«, und ihn sprechen lässt. Die Atmosphäre des Friedens und auch der Freude schaffen.

Das zweite Element ist das Zuhören. Zuhören bedeutet – das wissen wir – mehr als hören. Es erfordert eine innere Haltung, die aus Aufmerksamkeit, Bereitschaft, Geduld besteht. Man muss die eigenen Gedanken, die eigenen Schemen hinter sich lassen, um den Verstand und das Herz wirklich für das Zuhören zu öffnen. Wenn du, während der andere spricht, schon darüber nachdenkst, was du sagen wirst, was du antworten wirst, dann hörst du ihm oder ihr nicht zu, sondern dir selbst. Das ist eine schlimme Unsitte: Der Beichtvater, der sich selbst zuhört: »Was werde ich sagen?« Er geht geläutert daraus hervor, aber du? Du gehst als Sünder daraus hervor, weil du deinem Dienst zuzuhören, um zu vergeben, nicht nachkommst. Bei einigen Beichten braucht man gar nichts oder fast gar nichts zu sagen – ich meine als Rat oder Ermahnung –, sondern man braucht nur zuzuhören und zu vergeben. Das Zuhören ist eine Form der Liebe, die den anderen spüren lässt, dass er wirklich geliebt wird.

Und noch etwas möchte ich über das Zuhören sagen: Bitte enthaltet euch jeder Neugier. Manchmal gibt es Pönitenten, die sich schämen über das, was sie sagen, die nicht wissen, wie sie es sagen sollen, sondern nur eine Andeutung machen. Der Großpönitentiar hat uns etwas Gutes gelehrt. Wenn wir die Sache verstehen, zu sagen: »Ich habe verstanden, geh voran, etwas Anderes…« Den Schmerz ersparen, die Dinge zu sagen, von denen sie nicht wissen, wie sie sie sagen sollen, und nicht der Neugier verfallen zu fragen: »Und wie war das? Und wie oft?« Bitte! Du bist kein Folterknecht, du bist ein liebevoller Vater. Die Neugier kommt vom Teufel. »Nein, ich muss das wissen, um abzuwägen, ob ich vergebe…« Wenn Jesus dich so behandeln würde!

Und wie oft wird die Beichte des Pönitenten auch zur Gewissenserforschung für den Beichtvater! Mir ist das passiert. Auch euch, da bin ich mir sicher. Angesichts gewisser gläubiger Seelen müssen wir uns fragen: Habe ich dieses Bewusstsein vom lebendigen Jesus Christus? Habe ich diese Liebe gegenüber den anderen? Diese Fähigkeit, mich in Frage zu stellen? Das Zuhören setzt eine Art der Entleerung voraus: mich von meinem Selbst zu entleeren, um den anderen anzunehmen. Es ist ein Akt des Glaubens an die Macht Gottes und an die Aufgabe, die der Herr uns anvertraut hat. Nur aus Glauben öffnen die Brüder und Schwestern dem Beichtvater ihr Herz. Daher haben sie das Recht, mit Glauben angehört zu werden, und mit jener Liebe, die der Vater den Kindern vorbehält. Und das ruft Freude hervor!

Das dritte Schlüsselwort ist »Begleitung«. Der Beichtvater entscheidet nicht anstelle des Gläubigen, er ist nicht Herr über das Gewissen des anderen. Der Beichtvater begleitet einfach, mit aller Klugheit, Unterscheidungsfähigkeit und Liebe, derer er fähig ist, zur Erkenntnis der Wahrheit und des Willens Gottes in der konkreten Erfahrung des Pönitenten. Manchmal muss er ein oder zwei Worte sagen, aber die richtigen, und keine Sonntagspredigt halten. Der Pönitent möchte so schnell wie möglich gehen, das versteht sich. Das Richtige sagen, um ihn zu begleiten, immer. Man muss das Beichtgespräch im eigentlichen Sinne, das an das Beichtgeheimnis gebunden ist, immer vom Gespräch zur geistlichen Begleitung unterscheiden, das ebenfalls vertraulich ist, wenngleich in anderer Form.

Und dazu möchte ich etwas klarstellen. Ich habe verstanden, dass in einigen Gruppen, in einigen Verbänden, eine Relativierung des sakramentalen Beichtgeheimnisses stattfindet. Man sagt zum Beispiel: Das Beichtgeheimnis betrifft die Sünde selbst, aber alles, was nach der Sünde oder vor der Sünde kommt, darf man sagen. Nein! Es gibt einige Gruppen, die das behaupten; und dann sagt der Beichtvater den Oberen die anderen Dinge. Nein. Das Beichtgeheimnis gilt ab dem Augenblick, an dem man beginnt, bis zum Ende. Aber wenn ihr zwischendurch über jene Sache gesprochen habt…? Das ändert nichts, alles unterliegt dem Beichtgeheimnis. Um darüber sicher zu sein, möchte ich, dass die Beichtväter alle Spezialisten im Zuhören sind. Und wenn etwas herausgekommen ist, von dem auch der Pönitent möchte, dass bekannt wird? Dann muss man eine Erlaubnis einholen über das, was du in der Beichte gesagt hast: »Sag es mir erneut, oder sag mir, ob ich darüber sprechen darf.« Klarheit schaffen. Einige Theologen könnten sagen: »Aber die Sache ist nicht so, sie ist breiter gefächert.« Es ist allgemeine Lehre – zumindest in diesem Pontifikat! –, dass das Beichtgeheimnis vom ersten Augenblick an bis zum Ende gilt. Und das ist die zu befolgende Lehre, ohne in Nuancen »von hier bis da« zu verfallen, die dann nur dazu dienen, die Dinge schlecht zu verwalten.

Der Beichtvater hat als Ziel immer die allgemeine Berufung zur Heiligkeit (vgl. Lumen gentium, 39-42), und die diskrete Begleitung dahin. Begleiten bedeutet, für den anderen Sorge tragen, mit ihm oder mit ihr gemeinsam unterwegs zu sein. Es genügt nicht, auf ein Ziel zu verweisen, wenn man dann nicht einmal bereit ist, eine Wegstrecke gemeinsam zu gehen. So kurz das Beichtgespräch auch sein mag, schon wenigen Einzelheiten entnimmt man, welche Nöte der Bruder oder die Schwester hat: Auf sie zu antworten sind wir berufen, indem wir vor allem zum Verständnis und zur Annahme des Willens Got-tes begleiten. Das ist immer der Weg des größeren Wohls, der Weg der Freude und des Friedens.

Liebe Brüder, ich danke dem Herrn mit euch für den Dienst, den ihr ausübt oder der euch schon bald anvertraut werden wird – denn es sind auch Diakone hier –, den Dienst der Heiligung des gläubigen Gottesvolkes. Und bitte beichtet auch ihr. Ihr bittet um die Vergebung eurer Sünden, nicht wahr? Das ist sehr heilsam. Und es tut uns Beichtvätern gut, das zu tun. Ich bitte euch: Haltet euch gerne im Beichtstuhl auf, nehmt an, hört zu, begleitet – im Wissen, dass alle, wirklich alle der Vergebung bedürfen, also spüren müssen, dass sie von Gott, dem Vater, als Kinder geliebt werden. Die Worte, die wir sprechen: »Ich spreche dich los von deinen Sünden«, bedeuten auch: »Du, Bruder, Schwester, bist kostbar, bist kostbar für Gott; es ist gut, dass es dich gibt.« Und das ist eine sehr wirksame Arznei für die Seele und auch für die Psyche aller Menschen.

Und ich möchte auf ein Detail zurückkommen, das ich vorhin erwähnt habe. Zwei Zeugnisse. Ich habe das Detail erwähnt im Zusammenhang mit der Schwierigkeit, über die Sünden zu sprechen, weshalb der Pönitent einen kleinen Teil davon sagt, wir aber verstehen, dass die Sache größer ist. Dann muss man den Pönitenten stoppen, ihn nicht foltern: »Ich habe verstanden, geh voran.« »Aber ich muss, ich bin Richter, ich muss richten.« Hast du verstanden? Vergib das, was du verstanden hast. Punkt. Manchmal gibt es ein Urteil, aber ein barmherziges Urteil. Es gibt eine schöne Pop-Oper, die eine Gruppe von Musikern, junge Leute unserer Zeit, vor drei oder vier Jahren gemacht haben – mit dieser Musik, die ich nicht verstehe, von der es aber heißt, dass sie schön ist. Es ist eine Oper über das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Nach der ganzen Geschichte, im letzten Teil, verspürt der Sohn, der Ärmste, bereits von vielen Sünden, von vielen Dingen beschmutzt, auch von all jenen Dingen niedergeschlagen, das Bedürfnis, zum Vater zurückzukehren, und sagt zu einem Freund: »Ich weiß ja nicht, ob mein Vater mich empfangen wird…« Und sie singen: »Wird er mich empfangen? Wird er mich empfangen?…« Der Freund gibt einen Rat: »Sende deinem Vater einen Brief und sage: Vater, ich möchte bereuen und es dir ins Gesicht sagen, aber ich habe Angst, zu dir zu kommen, ob du wohl in der Lage sein wirst, mich zu empfangen oder nicht… Ich möchte nur kommen, um um Vergebung zu bitten, ich habe es nicht verdient, dein Sohn genannt zu werden, nur darum.« Und er folgt dem Rat seines Freundes und schreibt: »Wenn du dazu bereit bist, dann hänge bitte ein weißes Tuch ins Fenster. Wenn ich mich dem Haus nähere, werde ich so das Tuch sehen und kommen. Wenn ich das Tuch nicht sehe, kehre ich um.« Die Oper geht weiter, und dann im letzten Akt biegt der Sohn in die Straße ein, die nach Hause führt. Er sieht das Haus: Es ist voll mit weißen Tüchern, ganz voll! Das heißt, dass die Barmherzigkeit Got-tes keine Grenzen hat. Ebenso die Barmherzigkeit eines Beichtvaters. Denkt an die weißen Tücher! Das ist schön, es hat mir gefallen.

Dann zwei Zeugnisse von zwei Beichtvätern, die ich kennengelernt habe. Einer, sehr gut, ein Eucharistiner, ein guter Junge, ist mit 92 Jahren gestorben! Er war der Beichtvater des ganzen Klerus von Buenos Aires. Alle gingen zu ihm, viele Laien… Er war so. Ein großartiger Beichtvater. Auch als Provinzial – er war Provinzial seines Ordens – fand er immer einen Platz in jener Basilika, wo er wohnte, um die Beichte zu hören. Als ich Provinzial war, ging ich zu ihm, um zu beichten – um nicht bei einem Jesuiten zu beichten, damit die Jesuiten nichts erfuhren. Immer sagte er: »Gut, gut… nur Mut, vorwärts!« Und er vergab dir. An einem Ostersonntag – ich war bereits Generalvikar – ging ich ins Sekretariat hinunter, um nachzusehen, ob ein Fax gekommen war – damals gab es noch keine E-Mail. Und ich habe ein Fax gefunden, das um 23.30 Uhr gekommen war, unmittelbar vor dem Beginn der Ostervigil: »Um 20.30 Uhr ist Pater Aristi im Alter von 93 Jahren gestorben.« Ich hatte die Gewohnheit, zum Mittagessen zu den Priestern im Altersruhesitz gehen, zu Ostern und zu Weihnachten, und habe gedacht: Nach dem Mittagessen gehe ich dorthin. Und so habe ich es gemacht. Ich trete in die Basilika ein, niemand war da, dort stand der offene Sarg. Zwei alte Frauen beteten dort den Rosenkranz. Ich bin zum Sarg gegangen. Keine einzige Blume. »Du, der du die Sünden aller vergeben hast… So?« Ich bin hinausgegangen, ich bin auf die Straße gegangen, dort sind Blumenverkäufer, ich habe Blumen gekauft, bin zurückgegangen. Und während ich die Blumen arrangiert habe, habe ich den Rosenkranz gesehen und bin in eine große Versuchung geraten und bin gefallen: Ich habe ihm das Kreuz vom Rosenkranz gestohlen. Er ist ohne das Kreuz dahingegangen. In jenem Augenblick habe ich gesagt: »Gib mir die Hälfte deiner Barmherzigkeit«. Und ich habe an Elija und Elischa und an diese ganze Geschichte gedacht. Ich habe ihn um jene Gnade gebeten. Und jenes Kreuz trage ich hier drinnen, immer bei mir, und ich bitte den Herrn, dass er mir Barmherzigkeit schenken möge. Das möchte ich mit euch teilen.

Der andere ist ein Kapuziner, er ist jetzt 96 Jahre alt, ein großartiger Beichtvater. Er macht es noch immer! Er ist im Heiligtum Unserer Lieben Frau von Pompei in Buenos Aires. Es steht immer eine Schlange vor dem Beichtstuhl: Laien – Männer und Frauen –, Priester, Bischöfe, Ordensschwestern, junge Menschen, alte Menschen, Arme, Reiche, alle. Ein wahrer Menschenstrom. Und dieser Mann ist gekommen, um mich hier zu besuchen, zu Beginn des Pontifikats, weil er einen Kongress hatte. Als ich Erzbischof war, war dieser Mann damals schon 86 oder 87 Jahre alt. Er ist zu mir gekommen und hat zu mir gesagt: »Nimm diese Qual, die ich habe, von mir« – »Warum?« – »Du weißt ja: Ich vergebe immer, ich vergebe alles, ich vergebe zu viel« – »Darum kommen die Menschen zu dir« – »Ja, aber manchmal habe ich Skrupel« – »Dann sag mir: Was tust du, wenn du den Skrupel verspürst, zu viel vergeben zu haben?« – »Ich gehe in die Kapelle und bitte den Herrn und sage: ›Herr, verzeih mir, heute habe ich zu viel vergeben.‹ Aber sofort höre ich etwas im Innern: ›Aber gib acht, Herr, denn du bist mir das schlechte Vorbild gewesen‹.«

Das sind Zeugnisse großartiger Beichtväter. Vor einigen Monaten bin ich dem Generaloberen der Kapuziner begegnet, und er hat zu mir gesagt: »Sagen Sie mir, Heiliger Vater, wenn Sie ihren Freund, den Beichtvater, brauchen. Dann bringe ich ihn her.« Wie man weiß, braucht auch der Papst Vergebung für schlimme Dinge, die er den anderen nicht sagen kann. Das ist etwas Schönes, ein schönes Zeugnis. Ihr habt das Zeugnis der großen Beichtväter vor Augen – jener, die gut vergeben können, mit kirchlichem Sinn, mit Gerechtigkeit, aber auch mit großer Liebe. Mit großer Liebe.

Das Jubiläum 2025 nähert sich. Ich ergreife diese Gelegenheit, um die Pönitentiarie, deren Sorge sozusagen der »tiefe Kern« eines jeden Jubiläums anvertraut ist, schon jetzt einzuladen, in Absprache mit den anderen betroffenen Organen das Nötige bereitzustellen, damit das kommende Heilige Jahr möglichst viele Früchte tragen möge. Und ich ermutige euch, die ganze Kreativität zu nutzen, die der Heilige Geist eingibt, damit die Barmherzigkeit Gottes überall hin und zu allen gelangen kann: Vergebung und Ablass!

Und danke für euren Dienst beim Heiligtum der göttlichen Barmherzigkeit, unter dem sanften Schutz von Maria, Zuflucht der Sünder. Sie ist Mutter, und sie versucht immer, ihre Kinder zu retten. Wenn ihr irgendeinen Zweifel habt, dann denkt an die Mutter, wie es in jener Legende des Ortes der sogenannten »Gottesmutter der Mandarinen« heißt, auch als »Schutzpatronin der Diebe« bezeichnet. In Süditalien gibt es eine Legende darüber, dass die Gottesmutter alles vergibt und dass die Gottesmutter jene retten wird, die zu ihr beten. Es heißt, dass die Gottesmutter vom Fenster aus auf die Schlange blickt, die vor dem Tor zum Paradies steht. Und der heilige Petrus urteilt, wer hereingelassen wird und wer nicht. Und wenn die Gottesmutter jemanden entdeckt, der sie verehrt hat, dann gibt sie ihm ein Zeichen, sich zu verstecken, weil der heilige Petrus ihn sicher nicht hineinlassen wird. Und wenn später die Dunkelheit kommt, vor Anbruch der Nacht, lässt die Gottesmutter sie durch das Fenster herein. Betet zur Gottesmutter, dass sie euch dieses väterliche und auch mütterliche Herz schenken möge, um den Menschen zu vergeben und sie in die Kirche einzugliedern. Sie ist die Zuflucht der Sünder.

Ich segne euch alle von Herzen. Und bitte denkt daran, auch für mich zu beten, denn heute muss ich auch beichten. Danke!

(Orig. ital. in O.R. 26.3.2022)