· Vatikanstadt ·

FRAUEN KIRCHE WELT

Die von »Frauen – Kirche - Welt« eingegangene Wette

 La scommessa  di Donne Chiesa Mondo  DCM-005
30. April 2022

Vor zehn Jahren ist »Frauen – Kirche - Welt« zum ersten Mal erschienen. Es war das allererste Mal, dass der Osservatore Romano eine den Frauen gewidmete Monatsbeilage herausbrachte, deren Aufgabe es war, über die Lage der Frau in der Kirche zu berichten, zu erzählen und sich dazu zu äußern. Es gab drei Gründe, die zu dieser Entscheidung führten. Der erste war, dass es auch in der Kirche als Institution eine Diskriminierung ihrer weiblichen Mitglieder gab. Der zweite Grund war, dass die Kirche gerade im Hinblick auf die Anerkennung der Stellung der Frau ausgesprochen im Rückstand war; das Patriarchat war sogar noch stärker und weiter verbreitet als in anderen Bereichen der Gesellschaft. Und drittens:  trotz alledem gab es aber eine Welt der Frau, die ihre eigene Evolution durchgemacht hatte und die, bei aller überzeugten Zugehörigkeit zur Kirche, mehr zählen wollte. Es war nicht nur eine Frage der Macht - die es gab und nach wie vor gibt -, sondern es ging auch um die Behauptung einer Identität, einer Kultur, einer Erfahrung des Glaubens, des Gebets und der sozialen Beziehungen, die in den Frauen herangereift waren und die für alle Gläubigen von Nutzen sein konnten.

»Frauen – Kirche - Welt« hat diesen zehn Jahren ein weites Feld bestellt, gesät und kultiviert, das sich als fruchtbarer erwiesen hat, als wir angenommen hatten. Es war daher nicht einfach, für diese Ausgabe das Thema und die Artikel auszuwählen, die die Geschichte der Zeitschrift, ihrer Recherchen, ihrer Entdeckungen und der Protagonistinnen aus zehn Jahren intensiv gelebten Lebens erzählen konnten. Bei einer erneuten rückblickenden Lektüre haben wir gesehen, dass sich auf dem Feld, das wir gehegt und gepflegt hatten, eine kräftige Pflanze entwickelt hatte und dass einige der Protagonistinnen sich stärker selbst bewiesen hatten, indem sie Stereotypen durchbrochen und eine Energie offenbart hatten, deren Existenz wir nur geahnt hatten. Es handelte sich dabei um die Ordensfrauen und die Nonnen. Die Frauen, die ihr Leben dem Glauben weihen, sind eine Avantgarde. Gerade auf der Grundlage der von ihnen getroffenen Entscheidung wollen sie die Kirche und die Welt verändern und sind bereits im Begriff, sie zu verändern. Sie kämpfen gegen die modernen Formen der Sklaverei, sie arbeiten in Ländern, die im Mittelpunkt von Konflikten stehen, sie werden Unternehmerinnen, wobei sie die Praxis des Gemeinschaftslebens beibehalten und so die Arbeitswelt revolutionieren. Sie schreiben Bücher, sie untersuchen die Texte der Bibel mit neuen Augen, sie üben sich in Unterscheidung, fürchten sich aber nicht davor, gegen Ungerechtigkeit aufzubegehren, sie schrecken nicht davor zurück, sich gegen die ihnen zugewiesenen Rollen aufzulehnen, sie erkennen die Tradition an, streben aber einen Wandel an. Und sie zögern nicht, die Frauen als dasjenige Thema aufzuzeigen, mit dem man sich auseinandersetzen muss und bei man bereits im Rückstand ist, wobei sie zwischen der Autorität der Kirche und dem Autoritarismus der Männer zu unterscheiden verstehen. Ihnen sei diese Ausgabe von »Frauen - Kirche - Welt« gewidmet.