Gedanken zum Sonntag… 6. März: Erster Fastensonntag

Mit dem Teufel soll man nicht diskutieren

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05. März 2022

Bei verschiedenen Gelegenheiten hat Papst Franziskus darauf hingewiesen, dass man mit dem Teufel nicht diskutieren soll. In der Tat diskutiert auch Jesus in der Wüste nicht mit dem Teufel; er antwortet ihm immer nur mit Gottes Wort. Jesus kommt gerade vom Jordan, wo er sich mit dem Volk hat taufen lassen. Dort hatte er ein tiefes Glaubenserlebnis. Der Heilige Geist kam wie eine Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach zu ihm: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden (Lk 3,22). Mit dem Empfang des Heiligen Geistes und der besonderen »Liebeserklärung« Gottes hätte Jesus das Rüstzeug gehabt, um den Teufel ein für alle Mal zu besiegen. Doch der Herr ist auch hier mit den einfachen Gläubigen solidarisch und begleitet sie auf ihren Wegen durch Versuchungen und Zweifel. Der Widersacher trachtet immer wieder danach, die Frommen an ihren schwächsten Stellen zu packen. Der Teufel kennt unsere Schwäche, und er weiß auch, dass unsere Eitelkeit und unsere Neugier nicht selten ein Anlass sein können, um uns in ein »Gespräch« mit ihm zu verwickeln. Der Evangelist Lukas will uns mit diesen drei exemplarischen Versuchungen deutlich machen, dass es eine in der Welt und unter den Menschen wirkende Macht gibt, die in ihrer Feindschaft zu Gott das Leben und die Beziehungen der Menschen schädigen und zerstören kann. Mit der Hilfe Gottes kann der Gläubige aber diesem Einfluss widerstehen. Jesus gibt mit seiner dreifachen Antwort – immer mit Bezug auf das Buch Deuteronomium des Alten Testaments – einen Hinweis, wie diese Hilfe »aktiviert« werden kann. Erstens, dass der Mensch nicht vom Brot allein, sondern »von allem lebt, was der Mund des Herrn spricht« (Dtn 8,3). Lukas erwähnt diesen zweiten Teil des Satzes nicht, doch mit der Antwort bei der dritten Versuchung auf dem Dach des Tempels zeigt der Evangelist, dass das Wort nicht nur »geschrieben steht«, sondern dass Gott wirklich spricht – »es ist gesagt« (Lk 4,12) und den Widersacher ein für alle Mal zurückweist. Deshalb gilt nur Gott die Huldigung und Anbetung, auf die Jesus in der Antwort auf die zweite Versuchung verweist.

»Die Anbetung ist heute wichtiger denn je – sagt Papst Franziskus –; denn anbeten heißt niederknien, heißt Gottes unendliche Größe demütig anerkennen: Nur die echte Demut vermag die wahre Größe zu erkennen, und sie erkennt auch das Kleine, das nur so tut, als wäre es groß. Vielleicht ist es eine der größten Verirrungen unserer Zeit, dass man uns dazu bringen möchte, das Menschliche anzubeten und das Göttliche zu übersehen« (Die wahre Macht ist der Dienst, S. 52).

Prälat Winfried König,
Leiter der deutschsprachigen Abteilung im Päpstlichen Staatssekretariat