Im Gespräch mit dem Leiter des Goethe-Instituts

Lernen in lebendiger Atmosphäre

 Lernen in lebendiger Atmosphäre  TED-010
11. März 2022

Goethe-Institutsleiter Dr. Joachim Bernauer, seit 2018 in Rom im Amt, sprach mit unserer Mitarbeiterin, der Journalistin Christa Langen-Peduto.

Herr Dr. Bernauer, Sie sind Länderleiter aller sieben Goethe-Institute in Italien. Wie koordinieren Sie diese umfangreiche Tätigkeit?

In der Tat stellt die Koordination dieses vielfältigen Netzwerks eine große Herausforderung dar, und wir suchen stets nach der richtigen Balance für die interne Kommunikation – denn zu viel ist ebenso kontraproduktiv wie zu wenig. Im Goethe-Institut haben wir dafür eine ganze Reihe bewährter Mittel, wir nennen es Jahresgespräch und Jahreszielvereinbarung, Institutsleitertreffen und Fachtreffen, neben den regelmäßigen bilateralen und multilateralen Formaten.

Gibt es da unterschiedliche Probleme in den verschiedenen Instituten?

Es gibt Probleme, die einige Institute oder alle gemeinsam betreffen, und andere sind ganz ortsspezifisch. Zum Beispiel bieten nur die Institute in Turin, Mailand, Rom und Neapel Sprachkurse an, also standen sie zu Beginn der Pandemie gemeinsam vor dem Problem, wie der Unterricht innerhalb weniger Tage aus den Klassenzimmern in den digitalen Raum verlegt werden konnte. Was übrigens mit viel Engagement sehr gut funktioniert hat.

Speziell Rom – wieviele Kursteilnehmer und wie viele Deutschlehrer gibt es?

Jetzt im Winter-Trimester haben wir in Rom über 300 eingeschriebene Kursteilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Zahlen lagen 2018/19 aber noch deutlich höher. Insgesamt arbeiten 18 Deutschlehrerinnen und
-lehrer für das Goethe-Institut, meist mit kleinen Lehraufträgen. Bei den Altersgruppen der Kursteilnehmer dominieren die jungen Erwachsenen mit einer beruflichen Motivation.

Welche Erfahrungen haben Sie mit den digitalen Kursen gemacht?

Das Online-Angebot des Goethe-Instituts war schon vor der Pandemie eine Dauereinrichtung, aber die staatlichen Auflagen zur sozialen Distanz haben natürlich für eine rasante Entwicklung gesorgt. Noch vor einem halben Jahr gab es eine viel höhere Nachfrage nach Online-Kursen, aber derzeit sind Sprachkurse in Präsenz wieder sehr gefragt. Ich bin sicher, dass sich jetzt beide Formate fest etabliert haben. Unsere Lehrkräfte erzielen im physischen wie im digitalen Raum sehr gute didaktische Ergebnisse. Die alten Vorurteile gegen Distanz-Unterricht sind endgültig gefallen, denn auch »Deutsch Online« macht Spaß, ist interaktiv und persönlich. Aber wenn man den Weg durch die Stadt nicht scheut, dann ist die lebendige Atmosphäre einer Gruppe in Präsenz eben durch nichts zu ersetzen.

In Rom ist das Goethe-Institut sehr aktiv mit Kulturveranstaltungen und -austausch. Ich vermute, da ist Etliches wegen der Pandemie auf der Strecke geblieben?

Im harten Lockdown waren wir alle auch über digitale kulturelle Veranstaltungen froh. Auch das Goethe-Institut Rom hat diese Formate ausprobiert, ganz digital und hybrid, gestreamt und interaktiv. Aber vieles ist auf der Strecke geblieben. Unser schönes Auditorium wurde saniert, jetzt haben wir es zurück, und es ist bestens ausgestattet, so dass wir durchstarten können. Musik, Theater und Podiumsdiskussionen füllen das Haus jetzt immer wieder bis zum letzten Platz. Literatur und Film werden (nicht nur im eigenen Haus) jetzt wieder in einem Rhythmus angeboten, der während der Pandemie völlig undenkbar war.