Grußworte des Papstes beim Angelusgebet am 6. Februar

11. Februar 2022

Vatikanstadt. Nach dem Angelusgebet am Sonntag, 6. Februar, sagte Papst Franziskus zu den auf dem Petersplatz versammelten Pilgern und Besuchern:

Liebe Brüder und Schwestern, heute ist der Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung. Jedes Jahr erleiden rund drei Millionen Mädchen diesen Eingriff, oft unter Bedingungen, die die Gesundheit in höchstem Maße gefährden. Diese Praxis, die leider in vielen Gegenden der Welt verbreitet ist, setzt die Würde der Frau herab und untergräbt ernsthaft ihre körperliche Unversehrtheit.

Am kommenden Dienstag, dem liturgischen Gedenktag der heiligen Josephine Bakhita, wird der Welttag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel begangen. Dies ist eine tiefe Wunde, die durch die schändliche Verfolgung wirtschaftlicher Interessen ohne jegliche Achtung vor der menschlichen Person geschlagen wird. Viele Mädchen – wir sehen sie auf den Straßen –, die nicht frei sind, die Sklavinnen von Menschenhändlern sind, die sie zur Arbeit schicken und sie schlagen, wenn sie kein Geld bringen. Dies geschieht heute in unseren Städten. Lasst uns ernsthaft darüber nachdenken.

Angesichts dieser Geißeln der Menschheit bringe ich meinen Schmerz zum Ausdruck und fordere alle Verantwortungsträger auf, entschlossen vorzugehen, um sowohl die Ausbeutung als auch die erniedrigenden Praktiken zu verhindern, von denen insbesondere Frauen und Mädchen betroffen sind.

In Italien wird heute auch der Tag für das Leben begangen, der unter dem Motto »Jedes Leben schützen« steht. Dieser Appell gilt für alle, insbesondere für die Kategorien der Schwächsten: die alten Menschen, die Kranken und auch die Kinder, deren Geburt verhindert wird. Ich schließe mich den italienischen Bischöfen an, die die Kultur des Lebens fördern als Antwort auf die Logik der Aussonderung und den Rückgang der Bevölkerungszahlen. Jedes Leben muss geschützt werden, immer!

Wir sind daran gewöhnt, in den Medien viele schlimme Dinge zu sehen und zu lesen, schlechte Nachrichten, Unfälle, Morde... viele Dinge. Aber ich möchte heute zwei schöne Dinge erwähnen. Zum einen in Marokko, wo sich ein ganzes Volk zusammengetan hat, um Rayan zu retten. Das ganze Volk war dort und hat dafür gearbeitet, ein Kind zu retten! Sie haben alles Menschenmögliche getan. Leider hat er es nicht geschafft. Aber dieses Beispiel – ich habe es heute im »Messaggero« gelesen – diese Fotos eines Volkes, das dort darauf wartete, ein Kind zu retten... Vielen Dank an dieses Volk für dieses Zeugnis!

Und ein Weiteres, das sich hier in Italien zugetragen hat und das nicht in der Zeitung kommen wird. In Monferrato: John, ein ghanaischer Junge, 25 Jahre alt, ein Migrant, der all das erlitten hat, was viele Migranten erleiden, um hierher zu kommen, und der sich schließlich in Monferrato niedergelassen hat, um zu arbeiten, um seine Zukunft zu gestalten, in einem Weingut. Und dann ist er an einem schrecklichen Krebs erkrankt, liegt im Sterben. Und als sie ihm die Wahrheit sagten, [und fragten,] was er gerne getan hätte, [antwortete er:] »Nach Hause gehen, um meinen Vater zu umarmen, bevor ich sterbe«. Als er im Sterben lag, dachte er an seinen Vater. Und in diesem Dorf in der Gegend von Monferrato haben sie gleich eine Spendensammlung gemacht und haben ihn, mit Morphium vollgepumpt, mit einem Begleiter in ein Flugzeug gesetzt und haben ihn geschickt, damit er in den Armen seines Vaters sterben konnte. Das zeigt uns, dass es heute, inmitten von so vielen schlechten Nachrichten, auch gute Dinge gibt, dass es »Heilige von Nebenan« gibt. Danke für diese beiden Zeugnisse, die uns guttun.

Ich grüße euch alle, die Römer und die Pilger! Vor allem jene, die aus Deutschland, Polen und Valencia (Spanien) kommen, ebenso wie die Universitätsstudenten aus Madrid – sie sind laut, diese Spanier! – und die Gläubigen der Pfarrei des »Heiligen Franz von Assisi« in Rom. Ein besonderer Gruß gilt den Ordensfrauen der Gruppe Talitha Kum, die gegen den Menschenhandel kämpfen. Ich danke euch! Danke für das, was ihr tut, für euren Mut. Danke. Ich ermutige euch in eurer Arbeit und segne die Statue der heiligen Josephine Bakhita.

Und ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag. Bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen.