Gedanken zum Sonntag - 13. Februar: 6. Sonntag im Jahreskreis

Gottes Gegenwart in unserem Leben

 Gottes Gegenwart in unserem Leben  TED-006
11. Februar 2022

Es scheint, dass der Evangelist Lukas die ersten Christengemeinden im Auge hatte, als er die Episode der Seligpreisungen in der Ebene aufzeichnete. Jesus steigt mit den Zwölf vom Berg, dem Ort des Gebets und der Beauftragung der Apostel, in die Niederungen der Welt hinab. Dort trifft er eine große Schar seiner Jünger, und noch viele Menschen aus dem jüdischen Bergland und dem heidnischen Küstengebiet laufen herbei, um ihn zu hören und von ihm Hilfe zu empfangen. Es ist eine multikulturelle Zuhörerschaft, ganz ähnlich, wie wir es aus der Apostelgeschichte des Lukas von den ers-ten Gemeinden in Kleinasien hören.

Die Exegeten halten dafür, dass zumindest die ersten drei Seligpreisungen Worte sind, die Jesus tatsächlich gesprochen hat: Selig ihr Armen; selig, die ihr jetzt hungert; selig, die ihr jetzt weint. Sie sind selig, weil ihnen in der Gemeinschaft Jesu geholfen wird. Jesus bleibt auch nach seiner Auferstehung in der Gemeinde gegenwärtig. Auch die Armen, die Hungernden und die Weinenden dürfen gewiss sein, in dieser Gemeinschaft alles Nötige zu erhalten und ins Reich Gottes zu gelangen. Das Reich Gottes ist etwas anderes als die Reiche dieser Welt. Die ersten Christen werden später die Erfahrung machen, für dieses Reich Gottes ihr Leben zu geben. Aber sie tun es nicht, um einen irdischen Herrschaftsanspruch zu schützen oder zu stärken. Sie tun es um ihres Seelenheils willen und aus der Gewissheit, von Gott ein Vielfaches dafür zu erhalten.

Aber auch uns Getauften heute sind die Seligpreisungen zugesagt, und zwar in dem Maße, wie wir sie für die Armen, die Hungernden, die Weinenden verwirklichen. Dazu gehört auch die dritte Seligpreisung: Das gläubige Bewusstsein von Gottes Gegenwart in unserem Leben macht uns immer mehr zu heiteren und gelassenen Menschen.

Kennzeichen hierfür ist das Lachen, freilich nicht das Auslachen, hinter dem meist eine Gehässigkeit sitzt. Es ist vielmehr das gute Lachen, das nur in dem ist, der nicht alles an sich selber misst und durch die Liebe zu allen und jedem eine herzliche Sympathie hat, die alles nehmen und sehen kann, wie es ist. So machen wir es wie Gott. Denn Gott lacht, wie die Schrift sagt (Weish 4,18), und »noch im letzten Lachen, das irgendwo silberhell und rein aus einem guten Herzen über irgendeine Dummheit dieser Welt aufspringt, strahlt ein Abglanz Gottes auf, ein Abbild des siegreichen, des herrlichen Gottes der Geschichte und der Ewigkeit, dessen eigenes Lachen bezeugt, dass im Grunde eben doch alles gut ist« (Karl Rahner).

Prälat Winfried König,
Leiter der deutschsprachigen Abteilung
im vatikanischen Staatssekretariat