Voraussetzungen für eine effiziente Diplomatie

14. Januar 2022

Vatikanstadt. Papst Franziskus hat sich gegen zunehmende Einschränkungen der freien Meinungsäußerung gewandt. Er sehe eine »Cancel Culture« (Kultur des Ausgrenzens), die in immer mehr öffentliche Bereiche vordringe, sagte er am 10. Januar beim Neujahrsempfang für die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschafter. Internationalen Organisationen warf er in diesem Zusammenhang »eine Form der ideologischen Kolonisierung« vor. Nicht selten habe sich der Schwerpunkt des Interesses auf Themen verlagert, die spalten, und dies führe zu Agenden, »die zunehmend von einem Denken diktiert werden, das die natürlichen Grundlagen der Menschheit und die kulturellen Wurzeln, die die Identität vieler Völker ausmachen, leugnet«. Im Namen des Schutzes der Diversität werde der Sinn für jede Art von Identität ausgelöscht, kritisierte Franziskus. Er sehe das Risiko, dass vernünftige Positionen zum Schweigen gebracht würden. Man sei dabei, »ein Einheitsdenken zu entwickeln, das dazu zwingt, die Geschichte zu leugnen, oder schlimmer noch, sie auf der Grundlage zeitgenössischer Kategorien umzuschreiben«. Die multilaterale Diplomatie sollte nach den Worten des Paps-tes »wirklich inklusiv sein, indem sie die Vielfalt und die historischen Sensibilitäten, die die verschiedenen Völker unterscheiden, nicht auslöscht, sondern aufwertet«. Auf diese Weise werde sie ihre Glaubwürdigkeit und Effizienz zurückgewinnen, um die vor ihr liegenden Herausforderungen zu bewältigen. »Wir dürfen nie vergessen, dass es einige bleibende Werte gibt«, mahnte Franziskus. Er wolle insbesondere »an das Recht auf Leben, von der Empfängnis bis zum natürlichen Ende«, und an das Recht auf Religionsfreiheit erinnern.