Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Das Evangelium der Liturgie des heutigen vierten Adventssonntags erzählt vom Besuch Marias bei Elisabet (vgl. Lk 1,39-45). Nach der Verkündigung des Engels bleibt die Jungfrau nicht zuhause und denkt über das Geschehene nach, über die Probleme und die nicht vorhergesehenen Umstände, an denen es mit Sicherheit nicht mangelte: Denn die Ärmste wusste nicht, wie sie mit dieser Nachricht umgehen sollte in der damaligen Kultur… Sie wusste es nicht… Vielmehr denkt sie zuerst an jemanden, der Hilfe braucht. Statt in ihre eigenen Probleme vertieft zu sein, denkt sie an jemanden, der Hilfe braucht. Sie denkt an Elisabet, ihre Verwandte, die in fortgeschrittenem Alter und schwanger ist: eine seltsame, wundersame Sache. Maria macht sich großherzig auf den Weg, ohne sich von den Unannehmlichkeiten der Reise einschüchtern zu lassen, und sie folgt einem inneren Impuls, der sie dazu drängt, ihr nahe zu sein und zu helfen. Ein weiter Weg, viele Kilometer, und es gab keinen Bus: sie musste zu Fuß gehen. Sie geht hinaus, um zu helfen und ihre Freude zu teilen. Maria schenkt Elisabet die Freude Jesu, die Freude, die sie in ihrem Herzen und in ihrem Schoß trug. Sie geht zu ihr und bringt ihre Gefühle zum Ausdruck, und dieses Erzählen dessen, was sie empfindet, ist dann zum Gebet geworden, zum Magnifikat, das wir alle kennen. Und der Text sagt, dass sich die Gottesmutter »auf den Weg machte und eilte« (V. 39).
Sie machte sich auf den Weg und eilte. Lassen wir uns auf der letzten Etappe unseres Wegs durch den Advent von diesen beiden Verben leiten. Sich aufmachen und eilen: das sind die beiden Bewegungen, die Maria vollzieht und zu denen sie auch uns im Hinblick auf Weihnachten einlädt. Vor allem: sich aufmachen. Nach der Verkündigung des Engels zeichnete sich eine schwierige Zeit für die Jungfrau ab: ihre unerwartete Schwangerschaft setzte sie in der Kultur jener Zeit Missverständnissen und sogar schweren Strafen, bis hin zur Steinigung, aus. Wir können uns vorstellen, wie viele Gedanken und Sorgen sie umtrieben! Trotzdem lässt sie den Mut nicht sinken, sie lässt sich nicht unterkriegen, sondern sie macht sich wieder auf. Sie senkt den Blick nicht, hinunter auf ihre Probleme, sondern sie schaut nach oben, zu Gott. Und sie denkt nicht darüber nach, wen sie um Hilfe bitten könnte, sondern wem sie helfen kann. Sie denkt immer an die anderen: so ist Maria, die immer an die Bedürfnisse der anderen denkt. Dasselbe tut sie später bei der Hochzeit zu Kana, als sie feststellt, dass es keinen Wein gibt. Es ist ein Problem der anderen, aber sie denkt daran und versucht, eine Lösung zu finden. Maria denkt immer an die anderen. Sie denkt auch an uns.
Lasst uns von der Gottesmutter diese Art zu reagieren lernen: uns auf den Weg machen, vor allem dann, wenn die Schwierigkeiten uns zu erdrücken drohen. Aufstehen, um nicht im Treibsand der Probleme steckenzubleiben, in Selbstmitleid zu versinken oder in eine lähmende Traurigkeit zu verfallen. Aber warum aufstehen? Weil Gott groß und bereit ist, uns wieder aufzurichten, wenn wir unsere Hand nach ihm ausstrecken. Lasst uns also die negativen Gedanken, die Ängste, die jeden Impuls blockieren und uns am Vorwärtskommen hindern, bei Ihm abwerfen. Und dann wollen wir es wie Maria machen: schauen wir uns um und suchen wir jemanden, dem wir helfen können! Gibt es eine ältere Person, die ich kenne, der ich etwas Hilfe, etwas Gesellschaft anbieten kann? Jeder denke darüber nach. Oder einem Menschen einen Dienst, eine Gefälligkeit erweisen, ihn anrufen? Wem könnte ich helfen? Ich stehe auf und helfe. Dadurch, dass wir anderen helfen, helfen wir uns selbst, uns wieder aus den Schwierigkeiten aufzurappeln.
Die zweite Bewegung besteht darin, zu eilen. Das heißt nicht, dass man aufgeregt geht und ganz atemlos wird, nein, das ist nicht gemeint. Vielmehr geht es darum, unsere Tage über mit einem leichten Schritt zu gehen, mit Zuversicht nach vorne zu schauen, statt uns widerwillig weiterzuschleppen, uns zu beklagen – diese Lamentiererei ruiniert viele Leben, denn wenn einer anfängt, unentwegt zu lamentieren, geht es abwärts mit dem Leben. Das Lamentieren führt dazu, immer jemanden zu suchen, dem man die Schuld geben kann. Auf dem Weg zum Haus der Elisabet geht Maria mit dem schnellen Schritt einer Person, deren Herz und Leben von Gott erfüllt ist, von seiner Freude. Fragen wir uns also in unserem eigenen Interesse: Wie ist mein »Gehen«? Bin ich konstruktiv oder verharre ich in Melancholie, in Traurigkeit? Gehe ich voller Hoffnung weiter oder bleibe ich stehen, um mich selbst zu bemitleiden? Wenn wir mit dem müden Schritt des Meckerns und des Klatschens fortfahren, werden wir Gott zu niemandem bringen, sondern wir bringen dann nur Bitterkeit und dunkle Dinge. Es tut hingegen gut, einen gesunden Humor zu pflegen, wie es zum Beispiel der heilige Thomas Morus bzw. der heilige Philipp Neri taten. Auch um diese Gnade können wir bitten, um die Gnade eines gesunden Humors: er tut so gut. Vergessen wir nicht, dass der erste Akt der Nächstenliebe, den wir für unseren Nächsten tun können, darin besteht, ihm ein heiteres und lächelndes Gesicht zu zeigen. Es heißt, ihm die Freude Jesu zu bringen, wie Maria es bei Elisabet getan hat.
Möge die Mutter Gottes uns bei der Hand nehmen, uns helfen, uns auf den Weg zu machen und Weihnachten entgegenzueilen!
Nach dem Angelus sagte der Papst:
Liebe Brüder und Schwestern!
Ich bringe meine Verbundenheit mit den Menschen auf den Philippinen zum Ausdruck, die von einem starken Taifun getroffen wurden, der viele Häuser zerstört hat. Möge das Santo Niño [das Christkind] den bedürftigsten Familien Trost und Hoffnung bringen; und möge es uns alle zu konkreter Hilfe inspirieren! Die erste konkrete Hilfe ist das Gebet, wie auch die anderen Hilfeleistungen.
Ich grüße euch alle, die Pilger aus Italien und aus verschiedenen Ländern. Besonders grüße ich die peruanische Gemeinde von Rom und ihre Folkloregruppe, die sich hier zur Feier zu Ehren des »Niño Jesús Andino« von Choqcca, dem Herkunftsort der auf diesem Platz aufgestellten Krippe, versammelt hat. Danke! Ich grüße die Musikkapelle von Soriano al Cimino. Ich würde sie mir gerne später anhören… [die Kapelle intoniert »Happy Birthday to you«]. Sie spielen gut! Ich grüße die Gläubigen aus Terni, die Pfadfinder aus Marigliano und die Jugendlichen aus Cingoli (Macerata).
Und ich wünsche allen einen schönen Sonntag und einen guten Weg in diesem letzten Abschnitt der Adventszeit, der uns auf die Geburt Jesu vorbereitet. Möge es für uns alle eine Zeit der Erwartung und der Zusammenarbeit sein: Hoffnung, hoffen und beten, gemeinsam mit der Jungfrau Maria, der Frau der Erwartung. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen. Und nun die Musikkapelle, möge sie etwas Schönes spielen!