Athen/Rom. Papst Franziskus hat die EU-Staaten erneut aufgefordert, möglichst vielen Flüchtlingen und Migranten eine sichere Einreise zu gewähren. Dazu müssten die Verantwortlichen endlich gemeinsame Lösungen finden, sagte Franziskus am Montag, 6. Dezember, vor Journalisten auf dem Rückflug von Athen nach Rom. Jenen, die erneut Mauern und Stacheldrahtzäune errichteten, würde er sagen: »Stell dir vor, du wärst Migrant, und sie ließen dich nicht herein.« Wer Mauern baue, habe das Verständnis für seine eigene Geschichte verloren, für die Zeit, als er Sklave eines anderen Landes war, kritisierte der Papst.
Natürlich müsse jede Regierung für ihr Land sorgen und habe ein Recht darauf, Einwanderung zu steuern und darauf zu achten, dass sich ein Land nicht übernehme. Für Absprachen und Koordination der Verteilung von Migranten sei es wichtig, dass es die Europäische Union gebe. Doch Migranten hätten ein Recht auf Aufnahme, Begleitung, Förderung und Integration.
Bedenken in Richtung EU formulierte der Papst in Hinblick auf jüngste Bestrebungen, religiöse Feste in offiziellen Dokumenten neutral zu bezeichnen. Dabei handle es sich um eine »Mode des Laizismus«, befand Franziskus. Bloß »frohes Fest« zu wünschen statt »Frohe Weihnachten«, sei »ein Anachronismus«. In der Geschichte habe so etwas noch nie funktioniert. Schon frühere Herrscher und Diktaturen hätten versucht, Sprachregelungen einzuführen, die gewachsene religiöse Traditionen verleugneten, antwortete Franziskus auf eine Journalistenfrage. Die EU sei wichtig, um die hohen Ideale ihrer Gründer hochzuhalten. Sie dürfe dabei nicht auf ideologische Abwege geraten. Stattdessen solle die Union Identität und Traditionen jedes Landes respektieren, sonst drohe sie zu scheitern.