Mit seinen Worten an die kleine, aber lebendige katholische Gemeinschaft hat Papst Franziskus aus Zypern wertvolle Hinweise für den synodalen Prozess gegeben, den die Weltkirche vor kurzem begonnen hat. Er beschrieb die Haltung des heiligen Barnabas, des Schutzpatrons der Insel, seinen Glauben, seine Ausgeglichenheit und vor allem seine Geduld. Der Apostel war erwählt worden, die neue christliche Gemeinschaft von Antiochia zu besuchen, die aus Neubekehrten aus dem Heidentum bestand. So muss-te er sich mit Menschen auseinandersetzen, die aus einer anderen Welt kamen, einer anderen Kultur, von einem anderen religiösen Empfinden geprägt waren. Menschen, die mit Begeisterung glaubten, deren Glaube aber noch zerbrechlich war. Und Barnabas hat sie angenommen, sie angehört, gewartet. Er wuss-te abzuwarten, dass der Baum wächst, und die Geduld zu haben, »in das Leben bisher unbekannter Menschen einzutreten, die Geduld, Neues aufzunehmen, ohne es vorschnell zu verurteilen, die Geduld der Unterscheidung, die überall die Zeichen des Wirkens Gottes erkennen kann«. Und vor allem die Geduld des Begleitens, die Eigenschaft, die den Papst am meisten beeindruckt: eine Geduld, die »wachsen lässt« und »begleitet«. »Er erdrückt den zerbrechlichen Glauben der Neuankömmlinge nicht mit einer strengen, unflexiblen Haltung oder mit überzogenen Forderungen hinsichtlich der Einhaltung der Vorschriften.«
Gibt es im Epochenwandel, den wir erleben, nicht Ähnliches? Hat in unserer Zeit die Verkündigung des Evangeliums nicht ebensolche Mühe, die »anderen Welten« und »anderen Kulturen« zu erhellen, in die wir eingetaucht sind? Angesichts des Alten, das zerbröckelt, besteht die Versuchung sich in einer nostalgischen, klagenden Haltung zu verschließen oder davon zu träumen, dass die Kirche – dort, wo sie es war – auf der Bühne der Welt wieder »relevant« wird. Vielmehr, so erklärt Franziskus, sei es gut für die von der Glaubenskrise geprägt Kirche, wie heute in Europa, wenn sie sich an der Haltung von Barnabas inspiriere und neu begänne, mit Geduld das Evangelium zu verkünden, vor allem an die jungen Generationen und durch das Zeugnis der Barmherzigkeit.
Die geduldige Kirche ist nicht statisch, sondern offen für das unvorhersehbare Wirken des Heiligen Geistes. Sie will keine Gleichmacherei betreiben, denn sie weiß, dass Grundvoraussetzung für jeden Dialog die geistige Haltung des Hörens ist, das heißt das Akzeptieren und Raum geben gegenüber demjenigen, der ein anderes Empfinden oder eine andere Sichtweise hat, indem sie den Reichtum der Verschiedenheit schätzt, den der Heilige Geist zur Einheit führt. Den anderen annehmen, um dem »Anderen« Raum zu geben. Es ist eine Kirche, die lebhaft diskutiert, sich aber nicht spaltet. In seiner Ansprache an die verschiedenen katholischen Gemeinschaften auf Zypern sagte Franziskus dazu: Sie »diskutiert nicht, um sich zu bekriegen, nicht, um sich durchzusetzen, sondern um die Lebendigkeit des Geistes, der Liebe und Gemeinschaft ist, zum Ausdruck zu bringen und zu erfahren. Man diskutiert, aber man bleibt einander Bruder oder Schwester.« Genau wie das in der Familie geschieht. Und das ist der Weg, den wir gehen müssen, damit die Synode sich nicht auf eine weitere bürokratische Verpflichtung reduziert, zu integrieren in die am grünen Tisch entworfenen Pastoralpläne oder die Strategien religiösen Marketings – die moderne Variante des Proselytismus –, sondern damit sie eine Gelegenheit darstellt, Geschwisterlichkeit zu leben. Wir brauchen, so der Papst, »eine geschwisterliche Kirche, die für die Welt ein Werkzeug der Geschwisterlichkeit sein möge«.
Von Andrea Tornielli