Liebe Brüder und Schwestern von Zypern und Griechenland, kaliméra sas! [Guten Tag!]
Es fehlen nur noch wenige Tage bis zu unserer Begegnung und ich bereite mich vor, als Pilger in eure schönen Landstriche zu kommen, die gesegnet sind von der Geschichte, der Kultur und dem Evangelium! Ich komme voller Freude, im Namen gerade dieses Evangeliums auf den Spuren der ers-ten großen Missionare, insbesondere der Apostel Paulus und Barnabas. Es ist schön, zu den Ursprüngen zurückzukehren, und es ist wichtig für die Kirche, um die Freude des Evangeliums wiederzufinden. In dieser Haltung schicke ich mich zu dieser Pilgerreise zu den Quellen an und bitte alle, mir bei der Vorbereitung mit dem Gebet zu helfen.
Bei der Begegnung mit euch werde ich an den Quellen der Geschwisterlichkeit meinen Durst stillen können, die umso kostbarer sind, da wir kürzlich einen weltweiten synodalen Prozess begonnen haben. Es gibt »eine synodale Gnade«, eine apostolische Geschwisterlichkeit, die ich mit großem Respekt sehr wünsche: Es ist die Erwartung, die geschätzten Seligkeiten Chrysostomos und Hieronymos zu besuchen, die Oberhäupter der örtlichen orthodoxen Kirchen. Als Bruder im Glauben werde ich die Gnade haben, von euch empfangen zu werden und euch im Namen des Herrn des Friedens zu begegnen.
Und ich komme zu euch, liebe katholische Brüder und Schwestern, in jenen Ländern in kleinen Herden vereint, die der Vater so zärtlich liebt und denen Jesus, der Gute Hirte, aufs Neue sagt: »Fürchte dich nicht, du kleine Herde!« (Lk 12,32). Ich komme voller Zuneigung, um euch die Ermutigung der ganzen katholischen Kirche zu bringen.
Der Besuch bei euch wird mir auch die Gelegenheit schenken, aus den antiken Quellen Europas zu schöpfen: Zypern, Ableger des Heiligen Landes auf dem Kontinent; Griechenland, Heimat der klassischen Kultur. Aber auch heute darf Europa den Mittelmeerraum nicht ignorieren, das Meer, das die Verbreitung des Evangeliums und die Entwicklung großer Zivilisationen gesehen hat. »Mare Nostrum«, unser Meer, das so viele Länder verbindet, lädt dazu ein, es gemeinsam zu befahren und uns nicht zu trennen, indem jeder seinem eigenen Kurs folgt, insbesondere in dieser Zeit, in der der Kampf gegen die Pandemie noch sehr viel Einsatz erfordert und sich eine gravierende Klimakrise abzeichnet.
Das Meer, das viele Völker umfasst, verweist mit seinen offenen Häfen darauf, dass die Quellen des Zusammenlebens in der gegenseitigen Aufnahme liegen. Bereits jetzt fühle ich mich aufgenommen von eurer Zuneigung und danke all jenen, die meinen Besuch schon seit Langem vorbereiten. Aber ich denke auch an diejenigen, die in diesen Jahren und auch jetzt noch vor Krieg und Armut fliehen und an den Küsten des Kontinents oder anderen Orten landen und keine Aufnahme finden, sondern Feindschaft und dazu noch instrumentalisiert werden. Es sind unsere Brüder und Schwestern. Wie viele haben auf dem Meer ihr Leben verloren! Heute ist »Mare Nostrum«, das Mittelmeer, ein großer Friedhof. Als Pilger zu den Quellen der Menschlichkeit werde ich mich erneut nach Lesbos begeben, in der Überzeugung, dass die Quellen des Zusammenlebens nur in Geschwisterlichkeit und Integration wieder reicher strömen werden: zusammen. Es gibt keinen anderen Weg und mit dieser »Vorstellung« [diesem Wunsch] komme ich zu euch.
Liebe Brüder und Schwestern, mit diesen Empfindungen freue ich mich darauf, allen zu begegnen, allen! Nicht nur den Katholiken, allen! Und auf alle rufe ich den Segen des Höchsten herab, während ich eure Gesichter und eure Erwartungen, eure Sorgen und eure Hoffnungen schon jetzt vor Ihn bringe. Na íste pánda kalá! [Möge es euch immer gut gehen!]
(Orig. ital. in O.R. 27.11.2021)
Das Programm der Reise und ein Interview mit Kardinal Koch, der den Papst begleitet,
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