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Interview mit Kardinal Kurt Koch zur Reise des Papstes

In der Ökumene auf den Spuren des heiligen Paulus

03. Dezember 2021

Migration und Ökumene sind wohl die zwei großen Themen, die bei der Reise des Papstes nach Zypern und Griechenland ab dem kommenden 2. Dezember im Vordergrund stehen werden. Sowohl in Zypern als auch in Griechenland stellen die Katholiken nur einen Bruchteil der Bevölkerung dar; oftmals sind es Migranten, die die katholischen Gottesdienste besuchen. Wir haben mit Kurienkardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, gesprochen.

Vatican News/Osservatore Romano: Der Papst wird nach Zypern und Griechenland reisen. Sie werden ihn in seinem Gefolge begleiten. Können Sie uns sagen, was der ökumenische Wert dieser Reise ist, die Papst Franziskus nun unternehmen wird?

Kardinal Kurt Koch: »Es sind wieder einmal zwei Länder, die der Papst besuchen wird, deren Bevölkerung mehrheitlich den Glauben der orthodoxen Kirche bekennt. Zypern und Griechenland sind mehrheitlich orthodox und das ist natürlich ein wesentlicher Beitrag zu einer Vertiefung und Fortführung der ökumenischen Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und Orthodoxie in diesen Ländern. Es sind zwei Länder, in die der Glaube schon in früher Zeit gebracht worden ist, vor allem auch durch das missionarische Wirken des Apostels Paulus. Davon gibt es schöne Spuren in Zypern wie in Griechenland.«

Vatican News/Osservatore Romano: Können Sie uns sagen, wo mit Blick auf die griechisch-orthodoxe Kirche in Griechenland die Herausforderungen im ökumenischen Dialog liegen?

Kardinal Kurt Koch: »Wir unterscheiden zwischen dem Dialog der Liebe, das heißt der Pflege freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Kirchen, und dem Dialog der Wahrheit, das ist die theologische Aufarbeitung der anhängigen theologischen Fragen. Nun haben die orthodoxen Kirchen entschieden, dass der theologische Dialog nicht bilateral, sondern nur multilateral mit allen orthodoxen Kirchen zusammen geführt wird, deshalb gibt es keinen bilateralen theologischen Dialog mit der Kirche von Griechenland. Es gibt aber natürlich freundschaftliche Beziehungen. Wir haben vor allem auch Beziehungen, dank derer die Diakonia in Griechenland immer wieder katholische Priesteramtskandidaten und Theologiestudierende einlädt, um ihnen Gratiskurse anzubieten, um Griechisch zu lernen.«

Vatican News/Osservatore Romano: Und wenn wir uns die Situation auf Zypern anschauen, inwieweit unterscheidet sich denn da der Dialog mit der katholischen Kirche?

Kardinal Kurt Koch: »Zypern ist noch mehrheitlicher orthodox als Griechenland und der Erzbischof von Zypern, Chrysostomos, hat ein sehr offenes Herz für die Ökumene, es bestehen sehr gute Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und ihm. Er hat selbst ja auch einmal die internationale gemischte Kommission eingeladen, nach Zypern zu kommen und ein solches Zeichen der Gastfreundschaft ist natürlich auch ein wichtiges Ereignis.«

Vatican News/Osservatore Romano: Ein wichtiges Thema der Reise wird auch die Flüchtlingsfrage sein, die Migration, die Papst Franziskus sehr am Herzen liegt…

Kardinal Kurt Koch: »Ja, der Heilige Vater lenkt – bei beiden Besuchen, in Zypern wie in Griechenland – wieder einmal die Aufmerksamkeit auf die Migranten und auf die Flüchtlinge. Es ist in Zypern ein ökumenisches Gebet mit den Migranten und für ihre Situation vorgesehen, und in Griechenland wird der Heilige Vater nochmals nach Lesbos reisen und das Aufnahmezentrum Mytilini besuchen und ich denke, auch das ist ein ökumenisches Zeichen, denn diese Flüchtlingskrise und Migration, die wir heute haben, ist eine gemeinsame ökumenische Herausforderung. Das will der Heilige Vater natürlich auch zeigen, wenn er in Griechenland und in Zypern diese Aufmerksamkeit auf die Flüchtlinge und auf die Migranten lenkt.«

Vatican News/Osservatore Romano: Was würden Sie sich denn wünschen mit Blick auf die ökumenischen Beziehungen als Ergebnis der Reise des Papstes?

Kardinal Kurt Koch: »Ergebnisse kann man post festum feststellen, man kann sie nicht prophezeien. Ich hoffe, dass die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche in Griechenland und Zypern vertieft werden, neu zeigen, dass die katholische Kirche die Einheit mit der orthodoxen Kirche wünscht, aber eine Einheit, die im Konsens gefunden werden kann, und die katholische Kirche den Orthodoxen nichts aufzwingen will.«

Vatican News/Osservatore Romano: Vielen Dank