Vatikanstadt. Papst Franziskus hat guten Journalismus mit drei Worten zusammengefasst: zuhören, vertiefen, erzählen. Bei der Verleihung des Pius-Ordens an zwei langjährige Vatikanjournalis-ten am 13. November sprach er die bedeutende und schwierige Aufgabe des Berufsstandes an. »Ein Risiko ist, das wissen Sie gut, sich von der Nachrichtenwelle erdrücken zu lassen, anstatt sie zu durchdringen«, sagte der Papst.
Das Zuhören, führte Franziskus dabei aus, müsse ganz am Anfang der journalistischen Mission stehen, wie für die Kirche aktuell bei dem weltweiten Synodalen Prozess. Dabei brauche es Geduld und vor allem Nähe zu den Befragten. Der gute Journalist dürfe sich nicht der »Tyrannei des immer online sein, immer in den sozialen Netzwerken sein« hingeben. Nicht alles könne über Email oder Telefon erzählt werden. Vielmehr müsse der Journalist hinausgehen, die Redaktion verlassen und Menschen persönlich treffen.
Gerade in den heutigen Zeiten, in denen Millionen Nachrichten und Informationen verfügbar seien und kursierten, müsse nach dem Zuhören das Prüfen und Vertiefen der Informationen kommen. Dies sei »der größte Beitrag des guten Journalismus«. Dabei müsse nicht jede Nachricht immer »revolutionär« sein, auch bei dem, was aus dem Vatikan komme.
Und dann müsse der gute Journalist die Geschichten erzählen. »Was wir heute brauchen, sind Journalisten und Berichterstatter, die sich für die Realität begeistern, die fähig sind, die Schätze zu finden, die oft in den versteckten Winkeln unserer Gesellschaft verborgen sind, und die darüber berichten, damit wir beeindruckt sind, lernen, unseren Horizont erweitern und Aspekte erfassen, die wir vorher nicht kannten«, so Franziskus. »Sie können den Kontext, die Präzedenzfälle und die Interpretationsschlüssel anbieten, die dazu beitragen, das Geschehene einzuordnen.«
Für ihre langjährige Arbeit als Vatikanisten würdigte Papst Franziskus bei der Ehrung die mexikanische Vatikankorrespondentin Valentina Alazraki und ihren US-amerikanischen Kollegen Philip Pullella. »Wir sind Weggefährten«, be-kräftigte Franziskus in Anspielung auf die vielen gemeinsamen Reisen. Er unterstrich, dass die Auszeichnung an die beiden »Ältesten« als Anerkennung für den gesamten Berufsstand gedacht sei.
Die 1955 geborene Alazraki ist seit den 1970er-Jahren als Korres-pondentin der mexikanischen Nachrichtenabteilung Noticieros Televisa in Rom für den Vatikan zuständig. Alazraki begleitete Papst Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus nach eigenen Angaben auf insgesamt 154 Reisen. Ein besonderes Verhältnis baute sie zum polnischen Papst auf, über den sie mehrere Bücher verfasste.
Pullella ist ebenfalls seit mehreren Jahrzehnten Rom- und Vatikankorrespondent für die US-Nachrichtenagentur Reuters und ein Begleiter der Päpste auf ihren Reisen.