Die Begrüßung wird immer ein Fest: Das ist die wahre Klarisse… Immer. Denn der heilige Augustinus hat dazu gesagt, dass man stets achtsam sein muss. Er sagte: »Ich habe Angst, dass der Herr vorübergeht und ich nicht merke, dass er vorübergeht.« Diese Achtsamkeit des Geistes, und auch eure: die Achtsamkeit der Braut, die immer die Schritte des Herrn erwartet. Das ist schön, achtsam sein. Die achtsame Seele, nicht die über-allhin zerstreute Seele, nein, achtsam, auf den Herrn wartend. Ich mag es, wenn ich kontemplativen Schwestern begegne, die achtsam sind.
Und um achtsam zu sein, muss man in drei Dingen Frieden haben.
Frieden im Kopf haben. Denn manchmal, weißt du, schwirrt dir der Kopf… Immer gibt es Menschen – auch ich, alle –, die versucht sind, überall zu sein, herumzuschauen… In meiner Kindheit, so erinnere ich mich, gab es in meinem Stadtviertel eine Dame, die – ich weiß nicht, ob man es so übersetzen kann – »Fensterguckerin« genannt wurde, weil sie den ganzen Tag hinter dem Fenstergitter saß und schaute, was geschah. Nein, diese Achtsamkeit nützt nichts, weil sie sich im Geschehen verliert. Die Achtsamkeit des Verstandes, der rein ist, achtet auf das, was geschieht, weil er Gutes denkt. Ein Verstand, der Gutes denkt, ist zum Beispiel ein Verstand, der keine Zeit in Gedanken verliert, um über die anderen zu schwätzen. Denke Gutes von den Menschen. Um Schlechtes zu denken, gibt es schon den Teufel, nicht wahr? Er allein reicht schon aus. Der ruhige Verstand.
Zweitens braucht man, um auf den Herrn zu achten, ein ruhiges Herz. Immer wieder an den Beginn der Berufung zurückdenken: Warum bin ich berufen worden? Um Karriere zu machen? Um diesen oder jenen Posten zu bekommen? Nein. Um zu lieben und mich lieben zu lassen. Und immer wieder zum Beginn der Berufung zurückkehren. Jeder von uns trägt den Beginn der Berufung im Herzen. In der Erinnerung zurückkehren und so das Herz in Ordnung bringen durch das, was das Herz damals gespürt hat. Die Freude, Jesus nachzufolgen, ihn zu begleiten.
Und dann die Ruhe der Hände. Es stimmt, dass ihr zum Beten so machen müsst [er faltet die Hände]; aber die Hände müssen sich auch bewegen, um zu arbeiten. Ich will damit sagen: Ein geweihter Mensch, der nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Das sagt Paulus in einem Brief an die Thessalonicher: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.
Verstand, Herz und Hände, die immer das tun, was sie müssen, und nicht andere Dinge.
Das ist, würde ich sagen, die Ausgeglichenheit des geweihten Mannes, der geweihten Frau, der Ordensschwestern. Es ist eine leidenschaftliche, keine kalte Ausgeglichenheit: Sie ist voll Liebe und Leidenschaft. Und es ist leicht zu merken, wenn der Herr vorübergeht, und ihn nicht vorübergehen zu lassen, ohne zu hören, was er sagen will. Das ist eure Aufgabe. Ihr tragt auf den Schultern die Probleme der Kirche, die Schmerzen der Kirche und auch – ich wage das zu sagen – die Sünden der Kirche, unsere Sünden, die Sünden der Bischöfe. Wir sind sündige Bischöfe, alle; die Sünden der Priester; die Sünden der geweihten Seelen… Und sie vor den Herrn bringen: »Sie sind Sünder, aber lass es gut sein, vergib ihnen«, immer mit der Fürbitte für die Kirche.
Die Gefahr besteht nicht darin, Sünder zu sein. Wenn ich jetzt fragen würde: »Wer von euch ist keine Sünderin?«, dann würde keine reden. Wir sagen es: Wir sind alle Sünder. Die Gefahr besteht darin, dass die Sünde zur Gewohnheit wird, gleichsam eine normale Haltung. Denn wenn die Sünde, eine sündige Haltung keine Sünde mehr ist, dann wird sie zur Verderbnis. Und der Verdorbene ist unfähig, um Vergebung zu bitten. Er ist unfähig zu merken, dass er einen Fehler gemacht hat. Der Weg der Verderbnis hat nur eine Hinfahrkarte, schwerlich eine Rückfahrkarte. Das Leben von Sündern dagegen hat das Bedürfnis, um Vergebung zu bitten. Man darf dieses Bedürfnis, immer um Vergebung zu bitten, nie verlieren.
Was bedeutet das? Dass wir Sünder sind, dass wir nicht verdorben sind. Wenn jemand an einem bestimmten Punkt sagt: »Nein, ich spüre nicht, dass ich um Vergebung bitten muss«, dann gib acht: Du bist auf dem Weg der Verderbnis. Darum bitten, dass die Kirche nicht verdorben wird, denn die Verderbnis der Kirche ist schlimm! Sie ist »von höchs-ter Qualität«: Verdorbene Priester, Bischöfe, Ordensschwestern sind von allerhöchster Qualität! Denken wir zum Beispiel an jene jansenistischen Schwestern von Port-Royal: Sie waren rein wie Engel, aber es hieß, sie seien hochmütig wie Teufel. Das ist die Verderbnis von allerhöchster Qualität, die Verderbnis der Guten. Es gibt ein Sprichwort, das sagt: »Corruptio optimi pessima.« Die Verderbnis der Guten ist am schlimmsten, ist die schlimmste. Sich immer mit Demut als Sünder fühlen, denn der Herr vergibt immer, er schaut darüber hinweg. Er vergibt alles.
Ein Beichtvater hat zu mir gesagt – er war in Buenos Aires, 92 Jahre… Er hört noch immer die Beichte, mit 94 Jahren, und immer stehen die Menschen Schlange vor seinem Beichtstuhl. Er ist ein Kapuziner, immer steht da eine Menschenschlange, eine Schlange aus Männern, Frauen, Kindern, Jugendlichen, Arbeitern, Priestern, Bischöfen, Ordensschwestern: Alles, die ganze Herde des Gottesvolkes geht bei ihm beichten, weil er ein guter Beichtvater ist… Eines Tages kam er in den Bischofssitz, er war noch nicht so alt, vielleicht 84 Jahre. Er ist zu mir gekommen und hat gesagt: »Weißt du« – er duzte mich, er duzte alle – »weißt du, es gibt ein Problem…« – »Sag es mir« – »Manchmal fühle ich mich schlecht, weil ich zu viel vergebe… Und ich spüre etwas im Innern…« Er war ein Mann, der viel betete, hochkontemplativ. »Und sag mir, Luigi, was tust du, wenn du das spürst?« – »Nun ja, ich gehe in die Kapelle und bete. Und ich sage: ›Herr, vergib mir, denn ich habe zu viel vergeben‹« – »Bist zu denn zu großzügig?« – »Nein, nein, ich sage ernste Dinge, aber ich vergebe, weil ich spüre, dass ich vergeben muss.« Einmal habe ich zu ihm gesagt, nicht in jenem Augenblick, sondern vorher: »Erinnerst du dich, dass du manchmal nicht vergeben hast?« – »Nein, daran erinnere ich mich nicht.« Ein schöner Beichtvater, nicht wahr? »Und was tust du?« – »Ich gehe in die Kapelle und richte den Blick auf den Tabernakel: ›Herr, vergib mir, ich habe zu viel vergeben!‹« Aber an einem bestimmten Punkt sage ich zu ihm: »Aber pass auf, denn du hast mir das schlechte Beispiel gegeben!« Gott vergibt alles. Er bittet nur darum, dass wir die Demut haben, um Vergebung zu bitten. Darum ist es wichtig, nicht die Gewohnheit zu verlieren, um Vergebung zu bitten, denn das ist eine Tugend. Der Verdorbene dagegen verliert sie. Sünder ja, verdorben nein!
Ich fragte mich: Hat denn die Gottesmutter manchmal um Vergebung gebeten? Die Unbefleckte… Es ist eine theologische Frage, die man Ordensschwestern stellen muss… Ich glaube aber nicht, dass die Gottesmutter immer »über sich selbst« gestanden hat: Für kleine Dinge, bei denen sie meinte, einen Fehler gemacht zu haben, hat sie sicher den Herrn um Verzeihung gebeten, auch wenn sie nicht objektiv waren, aber es war so. Ich denke zum Beispiel an jene Rückreise aus Jerusalem, wo der Junge weggelaufen und dortgeblieben war: Wie oft wird sie um Vergebung gebeten haben! »Ich hätte mehr in seiner Nähe sein müssen…« Es gibt diese Dinge im Leben, nicht wahr? Warum sage ich das, diese Frage? Weil auch der Vollkommenste ein offenes Herz haben und um Vergebung bitten muss, immer. Das ist das Schönste: wenn einem vergeben wird.
Gestern Nachmittag war ich mit einer Gruppe junger Menschen zusammen, die in der Verkündigung des Evangeliums an die jungen Menschen von heute tätig sind. Auch junge Künstler, die von den Bands, die diese neuen Dinge tun, vor allem in den Vereinigten Staaten, Hollywood, in dem Bereich. Sie haben mir einige Stücke gezeigt, mit diesen jungen Menschen, von denen einige sagen, dass sie nicht einmal an die eigene Nase glauben… Sie haben das Gleichnis vom verlorenen Sohn aufgeführt: die ganze Geschichte von einem modernen jungen Mann der Gegenwart, der das Geld des Vaters verprasst, allen Lastern anheimfällt und dann am Ende zu einem Freund sagt: »Ich bin nicht glücklich, ich bin traurig, denn mir fehlt mein Vater, mir fehlt mein Vater. Ich habe all diese schmutzigen Dinge getan und habe einen schlimmen Weg eingeschlagen, der mir nicht hilft… Aber ich wage nicht, nach Hause zurückzukehren, weil ich Angst habe, dass mein Vater mich ablehnt oder mich schlägt oder mich beschimpft… Ich traue mich nicht.«
Und jener sagt zu ihm: »Hast du denn keinen Freund, der hingehen kann, um deinen Vater etwas auszukundschaften: ›Was wäre, wenn dein Sohn zurückkehren würde?‹« – »Nein, ich habe niemanden mehr.« – »Wenn du willst, kann ich hingehen, und ich werde ihm sagen, er soll dir ein Zeichen geben.« – »Welches Zeichen denn?« Und sie sprechen darüber. Und am Ende sagt er: »Ich gehe hin, spreche mit deinem Vater, sage ihm, dass du den Wunsch hast, um Vergebung zu bitten und zurückzukehren, aber nicht weißt, ob du gut aufgenommen werden wirst, und dass er, wenn er dich gut aufnehmen wird, ein weißes Tuch auf der Dachterrasse aufhängen soll, das man gut sieht.« Und der Sohn machte sich auf den Weg, und als er nahe beim Haus war, sah er es: Er sah das Haus voll mit weißen Tüchern! Das heißt, unsere Hände genügen nicht, um alles zu empfangen, was Gott uns schenkt, auch wenn wir Sünder sind und ihn um Vergebung bitten. So ist der Überfluss unseres Vaters: Er wartet auf uns mit dem Haus, das mit vielen weißen Tüchern geschmückt ist. Er ist noch großherziger!
Ich denke daran, um auf die Vergebung zurückzukommen – ich spreche gern über die Vergebung, weil sie etwas Positives ist: mehr als die Sünde, die Vergebung –, wie Petrus den Herrn fragt: »Aber wie oft muss ich vergeben? Genügen sieben Mal?« – »Siebzig mal sieben…«, also immer. Ja, wie er uns im Vaterunser lehrt, ist anderen zu vergeben sogar die Bedingung, um selbst Vergebung zu empfangen. Wenn zum Beispiel bei euch im Kapitel – das kommt vor, ich glaube nicht hier, aber denken wir an ein anderes Kloster – eine von euch zornig ist, sozusagen ein essigsaures Gesicht macht, »denn ich bin zornig auf jene andere, aber sie soll mich um Vergebung bitten, weil sie es war…« Die kleinen Dinge der Gemeinschaft, wir kennen sie alle, auch ich habe in Gemeinschaften gelebt und weiß, wie die Gemeinschaft ist. Auch in der Kurie passieren diese Dinge… Aber tu den ersten Schritt! Schenk ihr ein Lächeln, nur ein Lächeln! Und eines schönen Tages…
Ich weiß nicht, ob ich beim letzten Mal darüber gesprochen habe: die kleine Theresia. Wenn sie vor dem Abendessen den Chor zehn Minuten früher verlassen musste, um Mutter Sankt Peter ins Refektorium zu bringen, weil die Ärmste überall hinkte. Sie war etwas ungeduldig, und wenn Theresia sie anfasste, sagte sie: »Fass mich nicht an! Wenn du mich anfasst, ist das eine Sünde!« Manchmal geschieht das, diese Bitterkeit. Und was tat Theresia? Ein Lächeln, immer. Sie brachte sie hin, sie half ihr, sich zu setzen, sie schnitt ihr das Brot, alles. So war, wenn die anderen Schwestern ankamen, alles bereit, um das Abendessen zu beginnen. Und einmal beklagte sich Mutter Sankt Peter sehr, und Theresia hörte Ballmusik [aus dem Haus neben dem Kloster] und sagte: »Da sind Menschen, die tanzen, fröhliche Menschen, vergnügte Menschen… Aber ich tausche dies nicht dafür ein, für mich ist dies schöner.« Die Schönheit der geschwisterlichen Liebe.
Und dieses Leben in der Liebe bedeutet, ein offenes Herz, offene Hände, einen offenen Geist zu haben für die Begegnung mit dem Herrn, damit er nicht vorübergeht und ich es nicht merke.
Bueno. Vielleicht denken einige von euch: »Wann ist dieser Priester endlich fertig… Ist das die Fastenpredigt?« Ich danke euch. Denkt an die Kirche. Denkt an die alten Menschen, an die Großeltern, die oft »Wegwerfmaterial« sind: Man will sie nicht in der Familie haben, weil sie stören, und sie werden an irgendeinen Ort gebracht… Denkt an die Familien, wie viel Vater und Mutter oft arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen, um etwas zum Essen zu haben. Betet für die Familien, damit sie die Kinder gut erziehen können. Denkt an die Kinder, an die Jugendlichen und an die vielen Bedrohungen der Weltlichkeit, die so schlecht für uns ist. Und betet für die Kirche. Denkt an die Ordensfrauen, an die geweihten Frauen, wie ihr es seid, an jene, die in den Schulen, in den Krankenhäusern arbeiten müssen. Denkt an die Priester. Theresia ist in den Karmel eingetreten, um für die Priester zu beten: Wir brauchen es, wir brauchen es. Betet, dass wir verstehen mögen, Hirten zu sein und nicht Bürovorsteher: dass die Pries-ter – sowohl die Bischöfe als auch die einfachen Priester – jene pastorale Haltung haben, Hirten sind.
Ich möchte nichts weiter sagen. Ich glaube, es war eine lange Fastenpredigt! Ich danke euch sehr.
(Orig. ital. in O.R. 13.11.2021)