Kardinal Tisserant postum als »Gerechter unter den Völkern« geehrt

05. November 2021

Jerusalem/Vatikanstadt. Der französische Kurienkardinal Eugène Tisserant (1884-1972) wird postum von Israel als »Gerechter unter den Völkern« geehrt. Ebenfalls geehrt werden der an der Rettung eines jüdischen Jugendlichen beteiligte französische Geistliche André Bouquin sowie der französische Diplomat François De Vial, wie die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem mitteilte. Die von Yad Vashem vergebene Ehrung als »Gerechter unter den Völkern« ist die höchste Auszeichnung des Landes für Nicht-Juden.

Tisserant leitete in den 1930er- bis 1950er-Jahren als Sekretär die vatikanische Kongregation für die Orientalischen Kirchen. Er begann laut der Mitteilung von Yad Vashem sein Engagement für das jüdische Volk in der Zeit unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg. Unter anderem verlieh er eine Ehrenmedaille der Kongregation für die Orientalischen Kirchen an den 1939 aufgrund der in Italien erlassenen Rassengesetze entlassenen Leiter eines jüdischen Krankenhauses in Rom, Guido Mendes, und setzte sich später für Einwanderungsbescheinigungen für dessen Familie ein. Mehreren jüdischen Gelehrten half der Kardinal bei der Ausreise nach Brasilien und in die USA. Ferner versteckte Tisserant mehrere Juden in seiner Privatwohnung sowie in einem Kloster im Vatikan. Dabei erhielt er demnach Hilfe von De Vial und Bouquin.

Eine Zeremonie für die Geehrten wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Seit ihrer Gründung hat die Holocaustgedenkstätte nach eigenen Angaben rund 28.000 Personen aus rund 50 Ländern als »Gerechte unter den Völkern« anerkannt.