Am Nachmittag des 2. Oktober beging das Vatikanische Gendarmeriekorps das Fest ihres Schutzpatrons, des Erzengels Michael. Aus diesem Anlass feierte Papst Franziskus bei der Lourdesgrotte in den Vatikanischen Gärten die heilige Messe. In seiner in freier Rede gehaltenen Predigt sagte er:
Ich frage mich: Warum streiten diese Leute? Warum neigen wir zuweilen zum Streit? Die erste Lesung: Sie ist sehr schön! Die Harmonie der Schöpfung: Alles ist harmonisch, alles ist im Gleichgewicht, aber nicht in einem mathematischen Gleichgewicht. Es ist ein schönes menschliches Gleichgewicht. Aber sofort nach dieser Harmonie, wo der Mann der Frau begegnet und sie ein Fleisch sind, da geschieht etwas. Die Schlange verführt. Und diese Harmonie zwischen dem Mann und der Frau ist zerstört, und als der Herr fragt, [antworten sie]: »Nein, nein, ich wurde von einem anderen betrogen.« Und der Mann: »Nein, sie ist es, die mich betrogen hat.« Und die Harmonie dieser Ehe ist am Boden zerstört, mit den Konsequenzen, die wir alle kennen. Das ist ein Symbol dafür, wie man die Harmonie verlieren kann.
Aber warum? Weil da jemand ist, der sie zu zerstören versucht. Es gibt immer eine Schlange, das heißt den Teufel. Der Teufel ist immer gegen den Menschen, aus Neid, aus Neid. Die Zerstörung unserer Harmonie, das wird vom Teufel bewirkt. Und von da aus können wir an viele Feindschaften denken, viele Kriege, die die Harmonie zerstören. Und das ist das Werk des Teufels. »Aber Pater, seien sie nicht naiv«, könnte jemand sagen, »der Teufel ist mit seinen eigenen Dingen beschäftigt, er mischt sich nicht ein…« Nein. Das ist die »Mission« des Teufels: die Harmonie zerstören, die Schönheit zu zerstören, die Gott für uns gemacht hat. Und dazu ist Jesus gekommen, um sein Leben hinzugeben, um dieses Problem zu lösen und den Teufel am Kreuz zu besiegen.
Und wenn wir daran denken, wie oft wir im Alltag Sorgen, Probleme haben und wir sozusagen das Gleichgewicht verlieren, den Frieden verlieren, die Harmonie verlieren. Wie oft schreien die Leute sich an, sie brüllen einander an und man verliert den Frieden. Die Leute hören dem anderen nicht zu und man verliert den Frieden. Wer ist es, der das sät? Der Teufel. Kriege sind eine Frucht des Teufels, ich habe keine Angst, das zu sagen. Vielleicht könnte jemand einwenden: »Aber das, Pater, das ist veraltet!« Nein, es ist die Wahrheit, und die Wahrheit ist weder modern noch veraltet. Es ist die Wahrheit. Das war immer so. Der Feind der menschlichen Natur: das ist der Teufel. Warum? Aus Neid. Die Bibel sagt, dass mit dem Teufel der Neid in die Welt gekommen ist, der uns zerstört, der uns voneinander trennt.
Und in der Bibel sehen wir, dass der Herr uns die Engel gibt, die uns begleiten, auch um uns zu verteidigen, damit sie uns gegen diese »Politik« des Teufels – das Zerstören – verteidigen. Der Teufel will zerstören, wie er Jesus zerstören wollte. Ja, er hat uns gerettet: Jesus. Und um uns zu verteidigen, hat Gott uns die Engel gegeben, die uns begleiten. Und der »Chef« – sozusagen – der Engel ist der heilige Michael, den wir heute feiern. Der heilige Erzengel Michael ist derjenige, der am Ende, im Buch der Offenbarung – wir können es in der Bibel lesen –, die letzte Schlacht gegen den Teufel schlägt; er ist es, der den Teufel endgültig stürzen lässt. Deshalb preisen wir die Engel, deshalb preisen wir den heiligen Michael. Wir preisen die Engel, weil sie unsere Weggefährten sind; wir preisen den heiligen Michael, weil er der Kämpfer ist und dich lehrt, uns lehrt gegen den Bösen, gegen den Feind zu kämpfen, der immer Fallstricke auslegt, Dinge, um uns zu entzweien und uns alle zu Fall zu bringen.
Heute, am Fest des heiligen Erzengels Michael, der dem Buch der Offenbarung zufolge an der Spitze der letzten Schlacht steht, wollen wir Gott danken, weil er uns nach dem Sündenfall nicht alleingelassen hat: Er hat uns Engel gegeben, die uns begleiten, die uns das ganze Leben lang begleiten. Und jeder von uns hat einen Weggefährten, einen Engel, der uns immer begleitet. Man darf nicht vergessen, zu ihnen zu beten. Und auch dieses Heer von Engeln hat einen mutigen Anführer, das ist der heilige Michael: Er ist dort mit dem Schwert – wir sehen sein Bild – und tötet den Teufel, tötet jene Bestie. Das wird das Ende der Welt sein: Wenn der endgültige Sieg Gottes über das Böse sein wird; und er wird es sein, der das Heer der Engel in diesem letzten Kampf anführen wird.
Denken wir an den letzten Kampf und denken wir an unseren täglichen Kampf: Jeden Tag müssen wir kämpfen. Denn das Leben heute ist nicht leicht, das christliche Leben ist nicht leicht: Es gibt immer Schwierigkeiten… dieses, jenes… die Familie, die Kinder, die Arbeitskollegen, die Schwiegermutter und all das… Immer gibt es Schwierigkeiten, um zu entzweien, um Böses zu säen. Daher beten wir zum heiligen Michael, dass er den Teufel immer besiegt, der derjenige ist, der spaltet, der Neid sät. Die Bibel sagt uns das ganz klar: aus Neid ist der Teufel in die Welt gekommen. Und beten wir auch zum Engel, der uns in unserem Leben begleitet. Das ist eine Wahrheit.
Und in aller Einfachheit wollen wir Gott danken: Danke, dass du uns diesen Gefährten schenkst. Danke, dass du uns diesen »General« gibst, der mit dem Heer kämpft, um am Ende zu gewinnen. Möge der Herr uns allen die Gnade schenken, gut zu verstehen, dass das Leben ein Kampf ist. Wenn es keinen Kampf gibt, [gibt es auch kein Leben]: die Toten kämpfen nicht, die Lebenden kämpfen immer, da gibt es Kampf. Und er möge uns die Gnade schenken, dass wir im Kampf nicht allein sind, dass da immer jemand ist, der uns begleitet. Danke!
(Orig. ital. in O.R. 4.10.2021)