Vatikanstadt. Papst Franziskus hat dazu aufgerufen, die kranken Menschen in den Mittelpunkt aller medizinischer Forschung und Behandlung zu stellen. Der Mensch müsse zuerst gesehen werden und nicht die Krankheit, sagte er am Montag, 18. Oktober, bei einer Audienz für Mitglieder der Stiftung der vom Opus Dei betriebenen Privatuniversität für Biomedizin »Campus Biomedico« in Rom. Jede Einrichtung des Gesundheitswesens, vor allem die christlich geprägten Einrichtungen, sollten Orte sein, an denen eine »Therapie der Menschenwürde« spürbar sei. Man müsse sagen können: »Hier sieht man nicht nur Ärzte und Kranke, sondern Menschen, die einander annehmen und einander helfen.« Das sei die Voraussetzung für eine wirklich umfassende, menschliche Behandlung. Die Liebe zum Menschen, vor allem in seiner Zerbrechlichkeit, in der das Bild des gekreuzigten Jesus durchscheine, sei ein Merkmal der christlichen Wirklichkeit und dürfe niemals verloren gehen.
Der Schwerpunkt solle auf der Behandlung des Menschen liegen, ohne dabei die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung zu vergessen. »Denn eine Behandlung ohne Wissenschaft ist nutzlos, so wie Wissenschaft ohne Fürsorge steril ist.« Beides gehöre zusammen, und nur so werde »die Medizin zu einer Kunst, einer Kunst, die Kopf und Herz, Wissen und Mitgefühl, Professionalität und Mitleid, Kompetenz und Empathie verbindet«.
Franziskus ging anschließend auf die Erfahrungen der Covid-19-Pandemie ein. Diese hätten gezeigt, wie wichtig es sei, zusammenzuarbeiten und sich auszutauschen. »Wissen muss geteilt werden, Expertise muss geteilt werden, Wissenschaft muss gebündelt werden«, sagte der Papst. Dabei benötigten die ärmeren Länder dringend mehr Hilfe bei der Beschaffung und Verteilung von Impfstoffen. »Heilmittel müssen mit Würde verteilt werden, nicht als Almosen«, so der Papst weiter.
Die Biomedizinische-Campus-Universität in Rom wurde 1993 mit dem Ziel gegründet, in der Biomedizin den Wert des menschlichen Lebens sowie das Individuum in den Fokus der Forschung und der Therapien zu stellen. Die Privatuniversität betreibt auch ein Krankenhaus. Franziskus bedankte sich bei den Audienzteilnehmern besonders für ihren Einsatz in der Covid-19-Pandemie sowie in der Hospizarbeit und in der Notaufnahme des Krankenhauses. Neben der Forschung finanziert die »Biomedical University Foundation« auch Stipendien für verschiedene Studiengänge, darunter Radiologietechnologie, Ernährungswissenschaften und Chemieingenieurwesen für nachhaltige Entwicklung.