Zum 500. Geburtstag des heiligen Petrus Canisius

Ein Mann des Glaubens und der Bildung

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14. Mai 2021

Peter Kanis (lat. Petrus Canisius) wurde am 8. Mai 1521 als Sohn des Juristen und Bürgermeisters von Nimwegen Jakob Kanis geboren. Nach der Lateinschule immatrikulierte sich Canisius im Januar 1536 an der Universität Köln und schloss nach drei Jahren das Grundstudium mit dem Lizenziat ab. Nach der Vorstellung des Vaters sollte er eigentlich Kirchenrecht – Voraussetzung für eine kirchliche Karriere – in Löwen studieren, doch der Sohn wollte Priester werden und entschied sich für das

Theologiestudium in Köln, wo er unterschiedliche Reformbemühungen im Umkreis der Kartäuser kennenlernte. Schlüsselerlebnis wurden für ihn die in Mainz vom Mitbegründer des Jesuitenordens, Pierre Favre (1506-1546), gehaltenen Exerzitien. Beeindruckt von dessen Spiritualität trat er 1543 in die Gesellschaft Jesu ein und legte 1549 als Achter des Gesamtordens und erster Deutscher die feierliche Profess ab.

Deutschland war in zwei Lager gespalten und steckte in der Auseinandersetzung zwischen Katholiken und Protestanten in einer tiefen Krise. Als erste kirchliche Aufgabe wurde ihm von der Kölner Geistlichkeit eine Mission zu Kaiser Karl V. (1500-1558) übertragen. Der junge Theologe sollte die Absetzung des mit dem Protestantismus sympathisierenden Erzbischofs von Köln, Hermann von Wied, erreichen; dieser wurde nach weiteren Verhandlungen schließlich exkommuniziert und seines Amtes enthoben. Als Begleiter des Augsburger Bischofs Kardinal Otto Truchsess von Waldburg (1514-1573) nahm Canisius am Konzil von Trient teil. Nachdem Ignatius von Loyola (1491-1556) ihn nach Rom berufen hatte, schickte er den jungen Priester nach der Ablegung der Profess und der Erwerbung des Doktorats in Theologie wieder in die Heimat, um dort der Gegenreformation zum Durchbruch zu verhelfen. In dieser Funktion hatte der Abgesandte des Ordensgenerals einen wesentlichen Anteil am Aufbau des Jesuitenordens in Deutschland. Er bemühte sich um den rechten Glauben, zeigte jedoch immer eine tolerante Haltung, denn er ließ sich nicht zu polemischen Äußerungen gegenüber den Reformatoren hinreißen. Er war der Ansicht, nur so die Glaubensspaltung überwinden zu können.

Bald verbreitete sich sein Ruf als begnadeter Prediger, und so zog er als solcher durch Deutschland, die Schweiz und Österreich. Der bayrische Herzog Wilhelm IV. (1493-1550) berief ihn 1550 an die Universität in Ingolstadt, wo er auch zum Rektor ernannt wurde. Nach zwei Jahren verließ er Ingolstadt, weil ihm die Gründung eines Jesuitenkollegs verweigert wurde. In Prag konnte er

im Auftrag der Ordensleitung ein solches ohne Schwierigkeiten einrichten. Im Jahre 1552 kam er als Prediger an den Stephansdom, lehrte an der Universität Theologie und war 1554/55 Administrator in der Diözese.

Im Juni 1556 wurde er zum Provinzial der süddeutschen Jesuiten bestellt und in den18 Jahren, in denen er das Amt innehatte, trug er wesentlich zur Verbreitung des Ordens bei und erwarb sich große Verdienste im Bildungsbereich durch die Errichtung zahlreicher Jesuitenkollegien, so in Wien und Prag. Zwischen 1560 und 1580 hielt er sich viel in Innsbruck auf, wo er 1562 ebenfalls ein Kolleg gründete und 1571 als Hofprediger bei Erzherzog Ferdinand II. (1529-1595) tätig war. Anschließend ging er nach Freiburg (Schweiz), wo er 1597 starb.

Während seines Aufenthalts in Wien begann er im Auftrag von König Ferdinand I. (1503-1564) an einem Katechismus für die Abschlussklassen des Gymnasiums und für Studenten zu arbeiten. Nach intensiver Auseinandersetzung mit der Glaubenslehre veröffentlichte er drei Ausgaben, die die wichtigsten Glaubensgrundsätze verschiedenen Gesellschaftsgruppen näherbringen sollten. Der »Große Katechismus«, in dem 211 Fragen erläutert wurden, ist an Gebildete und Geistliche gerichtet und erschien 1555, der »Kleine Katechismus« (»Kurze Gebetlen für die Einfältigen«) mit 59 Fragen für das einfache Volk, und der drei Jahre später gedruckte »Mittlere Katechismus « war für die Lateinschulen gedacht. Diese Katechismen wurden in die meisten europäischen Sprachen übersetzt, fanden eine rasche Verbreitung und wurden schon zu seinen Lebzeiten mit 200 Auflagen zu Bestsellern.

Eine ausreichende Bildung der Studierenden lag dem Prediger und Volksmissionar sehr am Herzen, und daher legte er Wert darauf, dass sich in jedem der neu eingerichteten Kollegien eine Bibliothek befand, in der die geeigneten Lehrbücher und wichtigsten theologischen Werke vorhanden waren. Es wird ihm das geflügelte Wort »Lieber ein Jesuitenkolleg ohne Kirche als ein Jesuitenkolleg ohne eigene Bücherei!« nachgesagt. Er war überzeugt, dass für die Verbreitung des rechten Glaubens eine entsprechende geistige Bildung Voraussetzung war.

Canisius, der sich selbst als Seelsorger sah – er lehnte höhere Ämter ab – wurde erst 1864 seliggesprochen und am 21. Mai 1925 von Pius XI. (1922-1939) heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben. Leo XIII. (1878-1903) bezeichnete den engagierten Reformer und Missionar anlässlich seines 300. Todestages als »zweiten Apostel Deutschlands«. Canisius, dessen Gedenktag am 27. April gefeiert wird, gilt vielen als Schutzpatron, so etwa der Diözese Innsbruck.

Dr. Christine Grafinger