Vatikanstadt. Gegen einen erstarkenden Populismus hat Papst Franziskus sozialpolitische Maßnahmen verlangt. Die Corona-Pandemie führe zu Armut und Ausschluss vom Arbeitsmarkt. Dies mache den Kampf für Land, Wohnung und Arbeit zugunsten Benachteiligter noch dringlicher, sagte der Papst in einer Videobotschaft an eine Tagung in London am 15. April. Jeder müsse ein Leben führen können, »das wert ist, menschlich genannt zu werden«. Die Antwort auf populistische Strömungen liege in einer »Politik der Geschwisterlichkeit«, so der Papst.
Franziskus sprach sich für politische Teilhabe aus. In populistischen Systemen seien die Menschen nicht Protagonisten ihres Schicksals, sondern »Schuldner einer Ideologie«. Für die Kirche gehöre soziale Gerechtigkeit untrennbar zusammen mit der Anerkennung der Werte und der Kultur eines Volkes, einschließlich spiritueller Werte. Der Papst äußerte sich auf einer Online-Tagung des Londoner »Centre for Theology and Community« zum Thema »Eine Politik, die im Volk verwurzelt ist«.
Die katholischen Diözesen weltweit rief der Papst auf, mit sozialen Basisbewegungen zusammenzuarbeiten. Die Kirche gewinne neue Überzeugungskraft, wenn sie hinausgehe, um in den Ärmsten dem »verwundeten und auferstandenen Christus« zu begegnen. Abgekoppelt von den Armen drohe sie eine »intellektuelle oder moralische Elite« zu werden.
In gleicher Weise könne eine Politik, die die Armen verachte, auch nicht das Gemeinwohl fördern, sagte Franziskus. »Eine Politik, die sich nicht um die Randbereiche kümmert, wird nie die Mitte verstehen«, sagte er. Die Zukunft müsse »von unten« aufgebaut werden, mit dem Volk und in ihm verwurzelt. Es sei unabdingbar, die Kultur und die Werte der einfachen Menschen zu achten. »Verachtung der Volkskultur ist der Beginn von Machtmissbrauch«, sagte der Papst.