· Vatikanstadt ·

Die Schritte, um die Angst
zu überwinden

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06. März 2021

Wir dürfen uns nicht davor fürchten, den Frauen Platz einzuräumen, so Papst Franziskus. Worte, die uns betroffen machen und uns dazu bringen, neuerlich auf eine Überlegung zurückzukommen. Hatte und hat man in der Kirche Angst vor den Frauen? Sicher ist, dass Jesus, dessen Leben von den Begegnungen mit untereinander verschiedenen, in der Heilsgeschichte aber trotzdem gleichermaßen wichtigen Frauengestalten charakterisiert war, keine Angst vor den Frauen hatte. Und was ist dann passiert? Die Kirche, das können wir furchtlos sagen, hat das Charisma, die Kraft und jenen »weiblichen Genius« nicht zur Geltung kommen lassen, den Johannes Paul II. an der Schwelle zum dritten Jahrtausend anerkannt hatte. In weit zurückliegenden, historisch aber bedeutsamen Jahrhunderten fürchtete man sich vor den Hexen, den Prophetinnen, den lebendigen Heiligen, den Visionärinnen, den Mystikerinnen, weil sie eine Frömmigkeit verkörperten, die nicht kontrolliert werden konnte, die sich an kein Schema hielt, und die aufs Volk oder auf die politische Ordnung ihren Einfluss ausüben konnten – und tatsächlich auch ausübten. Die Klöster selbst galten als gefährliche Brutstätten der Kultur; und die Kultur ist bekanntlich Macht. Man denke etwa an die mächtigen Äbtissinnen des Mittelalters!

Aber war es wirklich die Kirche, die in ihrer Gesamtheit aus Männern, Frauen, Ordensleuten und Laien Angst vor den Frauen hatte, und sie beim Versuch, sie zu kontrollieren, marginalisierte? Oder war es der Klerus, aus Angst vor einer Einschränkung der ausschließlich männlichen Macht der Hierarchie? Hier wird eine Reflexion eröffnet, die gewiss nicht in einer einzigen Ausgabe dieser Monatsbeilage erschöpft werden kann, die sich mit den Schritten befasst, die zu gehen sind, um die Angst zu überwinden, von der der Papst spricht. Ein Papst, der von Anfang an öffentlich beklagt hat, wie wenige Frauen in der Kirche Spitzenstellungen und Stellen mit Entscheidungsbefugnis einnehmen, und der langsam, aber stetig eingreift und Prozesse in Gang setzt.

Die im Februar erfolgten Ernennungen von Catia Summaria zum Kirchenanwalt am Appellationsgerichtshof des Staates der Vatikanstadt und von Sr. Nathalie Becquart zur Untersekretärin der Bischofssynode sind Schritte in die rechte Richtung. Im Falle von Becquart haben wir es mit dem ersten Mal zu tun, dass eine Frau Stimmrecht hat.

Unseres Erachtens ein konkretes Zeichen dafür, dass seit den letzten Synoden (der Jugend- und der Amazonassynode) ein Wandel stattgefunden hat, in dessen Verlauf zahlreiche Synodenväter dazu aufgefordert haben, über die Rolle der Frauen in der Kirche nachzudenken. So lautete etwa das abschließende Auspizium der Jugendlichen 2018 nach der abschließenden Tanzveranstaltung: »Und nun können unsere Synodenväter und -mütter heimkehren.« Unsere Leserinnen und Leser kennen Sr. Becquart, die in dieser Monatsbeilage darüber geschrieben hat, welch wichtige die Rolle die Frauen bei der »Reparatur« der Kirche spielen.

Frauen, die »sich mit dem Klerikalismus auseinandersetzen müssen und die Formen der Ungleichbehandlung ausgesetzt sein können« [Juli 2019]. Frauen, die »sich berufen fühlen, keine Angst davor zu haben, voranzugehen und zu wagen, auch Fragen aufzuwerfen wie jene nach dem Wahlrecht« [Januar 2020]. Können wir sagen, dass die Bischofssynode nun »auch« ein Ort der Anhörung, der Anerkennung, der Wechselseitigkeit und des leaderships der Frauen für die Kirche wird? [DCM]