Internationales Friedenstreffen 2020 in Rom

Einsatz der Religionen für Frieden und Geschwisterlichkeit

1-TED_23_x.jpg
23. Oktober 2020

Rom. Bei einem Friedenstreffen am Dienstagabend, 20. Oktober, haben Papst Franziskus und andere Religionsvertreter die Gläubigen aller Religionen zu noch mehr Einsatz für Frieden aufgerufen. »Mangel an Liebe« sei der tiefere »Grund unserer persönlichen, sozialen, internationalen und ökologischen Probleme«, so der Papst.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte in einer Meditation: »Fragen zu stellen und sich anrühren zu lassen von der Not Anderer« sei kein »Katalysator für ein schlechtes Gewissen«. Es sei vielmehr »Türöffner für ein erfülltes Leben«, »der Weg zu Frieden und Geschwisterlichkeit«.

Patriarch Bartholomaios I. erinnerte bei der Andacht daran, dass Friede ein Geschenk Gottes ist. Er bat Gott, die Gebete der Christen für Versöhnung, ein Ende des Bösen, des Terrorismus und der Gewalt zu erhören und den Menschen Hoffnung zu schenken, auch angesichts der aktuellen Coronavirus-Pandemie.

Das von der Gemeinschaft Sant’Egidio in der Basilika Santa Maria in Aracoeli und auf dem Kapitol organisierte interreligiöse Friedenstreffen ist die erste öffentliche Veranstaltung, zu der Franziskus seit Beginn des Lockdown den Vatikan verlassen hat. Anglikaner-Primas Erzbischof Justin Welby von Canterbury konnte wegen der Pandemiebeschränkungen nicht nach Rom reisen. Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella war persönlich anwesend.

Parallel zu den Christen beteten Angehörige anderer Religionen in Räumlichkeiten rund um den Kapitolshügel. Anschließend kamen sie auf dem Platz vor dem Kapitol zusammen, wo Franziskus sagte, dass den durch die Pandemie verschärften Kriegen und Konflikten ein Ende zu setzen insbesondere »eine unaufschiebbare Pflicht aller politischen Verantwortungsträger« sei. Die Welt habe heute »einen brennenden Durst nach Frieden«. Aber Frieden sei nur durch Kooperation, Dialog und Geschwisterlichkeit möglich, lautete eine durchgehende Mahnung auch aller anderen Sprecher aus christlichen Konfessionen, Islam, Judentum, Hinduismus und Buddhismus. Großimam Ahmad Al-Tayyeb von Kairo verurteilte in einer verlesenen Rede den islamistischen Terroranschlag von Paris ebenso wie die Beleidigung der Religionen und den Missbrauch ihrer Symbole »unter dem Slogan der Meinungsfreiheit«.

Nach den Ansprachen der Religionsvertreter wurde in einer Schweigeminute der Toten der Pandemie und der Kriege in diesem Jahr gedacht. In einem abschließend unterzeichneten Friedensappell heißt es: »Es ist erneut Zeit für die kühne Vision, dass Friede möglich ist, dass eine Welt ohne Krieg keine Illusion ist.«