In der Einleitung zur Feier der Frühmesse im Haus Santa Marta am 6. Mai richtete Papst Franziskus am Mittwoch der vierten Woche im Osterkreis seine Gedanken an die Medienschaffenden:
Lasst uns heute für die Männer und Frauen beten, die in den Medien arbeiten. In dieser Zeit der Pandemie riskieren sie viel, und die Arbeit ist viel. Möge der Herr ihnen bei dieser Arbeit helfen, immer die Wahrheit zu vermitteln.
In seiner Predigt kommentierte der Papst das Tagesevangelium (Joh 12,44-50), wo Jesus sagt: »Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Wer meine Worte nur hört und sie nicht befolgt, den richte nicht ich; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten. Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn richten am Jüngsten Tag.«
Dieser Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium zeigt uns die innige Vertrautheit zwischen Jesus und dem Vater. Jesus tat, was der Vater ihm befahl. Und dazu sagt er: »Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat« (V. 44). Dann präzisiert er seine Mission: »Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt«(V. 46). Er präsentiert sich als Licht. Die Sendung Jesu besteht darin, zu erleuchten: das Licht. Er selbst sagte: »Ich bin das Licht der Welt« (Joh 8,12). Der Prophet Jesaja hatte dieses Licht prophezeit: »Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen« (Mt 4,16, vgl. auch Jes 9,1). Die Verheißung des Lichts, das die Menschen erleuchten wird. Und die Mission der Apostel ist es auch, Licht zu bringen. Paulus sagte dies zu König Agrippa: »Ich wurde erwählt, um ihnen die Augen zu öffnen – Licht zu bringen, das nicht mein ist, sondern einem anderen gehört - denn sie sollen sich von der Finsternis zum Licht bekehren« (vgl. Apg 26,18). Das ist die Sendung Jesu: Licht zu bringen. Und die Mission der Apostel besteht darin, das Licht Jesu zu bringen. Zu erleuchten. Weil die Welt in Finsternis lag.
Aber das Drama des Lichtes Jesu ist, dass es abgelehnt wurde. Schon zu Beginn des Evangeliums sagt Johannes es deutlich: »Er kam zu den Seinen, und sein Volk nahm ihn nicht auf. Sie liebten die Finsternis mehr als das Licht« (vgl. Joh 1,9-11). Sich an die Finsternis gewöhnen, in der Finsternis leben: sie können das Licht nicht annehmen, sie können es nicht; sie sind Sklaven der Finsternis. Und das wird der ständige Kampf Jesu sein: zu erleuchten, das Licht zu bringen, das uns die Dinge sehen lässt, wie sie sind, wie sie sind; es lässt uns die Freiheit sehen, es lässt uns die Wahrheit sehen, es lässt uns den Weg sehen, auf dem wir gehen sollen, mit dem Licht Jesu.
Paulus war diese Erfahrung des Übergangs von der Finsternis zum Licht zuteil geworden, als der Herr ihm auf dem Weg nach Damaskus begegnete. Er war geblendet. Er war blind. Das Licht des Herrn machte ihn blind. Und dann, einige Tage später, empfing er mit der Taufe wieder das Licht (vgl. Apg 9,1-19). Er hat diese Erfahrung des Übergangs aus der Finsternis, in der er sich befand, in das Licht erlebt. Es ist auch unser Übergang, den wir in der Taufe sakramental empfangen haben: deshalb wurde die Taufe in den ersten Jahrhunderten als Erleuchtung bezeichnet (vgl. Justinus, Apologiae, 1, 61, 12), weil sie dir das Licht gab, weil sie dich »eintreten ließ«. Deshalb geben wir in der Taufzeremonie Vater und Mutter eine brennende Kerze, eine angezündete Kerze, weil das Kind erleuchtet wird. Jesus bringt das Licht.
Aber das Volk, die Leute, sein Volk lehnte ihn ab. Es ist so an die Finsternis gewöhnt, dass es vom Licht geblendet wird, dass es nicht zu gehen versteht (vgl. Joh 1,10-11). Und das ist das Drama unserer Sünde: die Sünde blendet uns, und wir können das Licht nicht ertragen. Unsere Augen sind krank. Und Jesus sagt es im Matthäusevangelium ganz explizit: »Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!« (vgl. Mt 6,22-23). Finsternis... Und die Umkehr geht von der Finsternis zum Licht. Aber was sind die Dinge, die die Augen krank machen, die Augen des Glaubens? Unsere Augen sind krank: was sind die Dinge, die sie »zu Fall bringen«, die sie blind machen? Die Laster, der weltliche Geist, der Stolz.
Die Laster, die dich »nach unten ziehen«, und auch diese drei Dinge – die Laster, der Stolz, der weltliche Geist – führen dazu, dass man sich mit anderen verbündet, um in der Finsternis in Sicherheit zu bleiben. Wir sprechen oft über die Mafia, das ist es, worum es geht. Aber es gibt »spirituelle Mafias«, es gibt »häusliche Mafias«, immer auf der Suche nach jemand anderem, um sich zu decken und im Dunkeln zu bleiben. Es ist nicht leicht, im Licht zu leben. Das Licht lässt uns so viele hässliche Dinge an uns sehen, die wir nicht sehen wollen: Laster, Sünden... Wir denken an unsere Laster, wir denken an unseren Stolz, wir denken an unseren weltlichen Geist: diese Dinge blenden uns, sie entfernen uns vom Licht Jesu. Aber wenn wir anfangen, diese Dinge zu denken, dann werden wir keine Mauer finden, nein: wir werden einen Ausweg finden, weil Jesus selbst sagt, dass er das Licht ist und: »Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten« (vgl. Joh 12,46-47). Jesus selbst, das Licht, sagt: »Habt Mut: lasst euch erleuchten, lasst euch sehen, was ihr in euch habt, denn ich bin es, der euch vorwärts führt, der euch rettet. Ich verurteile euch nicht. Ich rette euch« (vgl. V. 47). Der Herr rettet uns aus der Finsternis, die wir in uns tragen, aus der Finsternis des täglichen Lebens, des gesellschaftlichen Lebens, des politischen Lebens, des nationalen und internationalen Lebens... es gibt so viel Finsternis, in uns. Und der Herr rettet uns. Aber er bittet uns, sie zuerst zu sehen; den Mut zu haben, unsere Finsternis zu sehen, damit das Licht des Herrn eintreten und uns retten kann.
Lasst uns keine Angst haben vor dem Herrn: er ist sehr gut, er ist mild, er ist uns nahe. Er ist gekommen, um uns zu retten. Fürchten wir uns nicht vor dem Lichte Jesu.
Abschließend lud der Papst alle, die die sakramentale Kommunion nicht empfangen können, zur geistlichen Kommunion ein.