Die Schweizergarde gedachte der im Jahr 1527 bei der Verteidigung des Papstes gefallenen Gardisten

Christus im täglichen Leben dienen

Mons Luigi Roberto Cona, Assessore della Segreteria di Stato -  Santa Maria della Pietà in Campo ...
06. Mai 2020

In kleinem Rahmen und unter Beachtung der Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften, die im Staat der Vatikanstadt aufgrund der Covid-19-Pandemie gelten, fand am Mittwoch, dem 6. Mai, die jährliche Kranzniederlegung zum Gedenken an die 147 Schweizer Gardisten statt, die während der Plünderung Roms 1527 ums Leben kamen. Die an diesem Tag traditionelle Vereidigung neuer Rekruten ist wegen der Corona-Pandemie auf den 4. Oktober verlegt worden. Die Gedenkfeier auf dem »Platz der römischen Protomärtyrer« endete mit der Verleihung der Auszeichnungen durch den Assessor des Staatssekretariats, Msgr. Luigi Roberto Cona, in Anwesenheit des Kommandeurs der Päpstlichen Schweizergarde, Christoph Graf, und des Korpskaplans, Don Thomas Widmer. Die Zeremonie wurde von den vatikanischen Medien live übertragen.

Oberst Graf, seit 2015 der 35. Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde, erinnerte in einer Rede in den verschiedenen Sprachen der Eidgenossenschaft an den tragischen Tag des Angriffs durch das spanisch-deutsche Heer Kaiser Karls V. Obwohl die Zürcher Behörden bereits im Februar 1527 eine Nachricht an den Kommandanten der päpstlichen Schweizergarde geschickt hätten, mit dem ausdrücklichen Befehl, innerhalb von vier Monaten in ihre Heimat zurückzukehren, hätten dieser und seine Männer entschieden, an Ort und Stelle zu bleiben. Im Morgengrauen des 6. Mai habe der Angriff auf die Ewige Stadt begonnen.

Die skrupellosen Soldaten hätten die Stadtmauern in der Nähe des Vatikans angegriffen, ihnen habe sich die tapfer kämpfende, kleine päpstlichen Armee entgegengestellt. »Sie versuchten mit aller Kraft, den Vormarsch des Feindes zu aufzuhalten, obwohl sie wussten, dass sie gegen 22.000 Gegner keine Chance auf Erfolg hatten.« Insgesamt »147 Gardisten wurden grausam ermordet, während es 42 von ihnen gelang, den Heiligen Vater über den Passetto in die Engelsburg in Sicherheit zu bringen«. Abschließend schlug Oberst Graf einen Bogen von dieser historischen Begebenheit zum Dienst von »Ärzten und Krankenschwestern, die sich, besonders in Norditalien« in diesen Tagen der Pandemie »mit Selbstaufopferung den Kranken widmen und dabei ihr Leben riskieren«.

Im Anschluss wurden einige Gardisten für langjährige Verdienste für den Heiligen Stuhl ausgezeichnet. Die in diesem Jahr neu zu vereidigenden Gardisten nahmen nicht wie üblich komplett an der Zeremonie teil, sondern wurden durch je einen Kameraden ihrer jeweiligen Landessprache vertreten.

Bei der heiligen Messe in der Kirche Santa Maria della Pietà hatte Msgr. Cona in der Predigt eine Reflexion über die Dimension des »Opfers« angeregt, das nicht nur zur Geschichte, sondern auch zur Sendung und zum gegenwärtigen Geist der Garde gehöre. Neben den Geschehnissen des Jahres 1527 verwies er auf das Martyrium des heiligen Petrus und der ersten Christen, das ganz in der Nähe stattgefunden habe. Möglich seien »Verzicht, Selbstverleugnung und Hingabe nur aus dem Glauben an etwas, das größer ist, als das, worauf man verzichtet«. Dabei sei Christus das Vorbild, dem es nachzufolgen gelte. Er forderte die Offiziere, Unteroffiziere und Hellebardiere der Schweizergarde auf: »Wir wollen auf uns selbst verzichten, weil wir Christus lieben und weil wir ihn im Dienst nachahmen wollen.« Dadurch sei das Opfer mehr Hingabe als Verzicht.

»Ich hoffe«, so der Assessor abschließend, »dass ihr in den Jahren, die der Herr euch an diesem Ort schenkt, Christus wirklich erfahren könnt, dass ihr einer Kirche begegnet, die nicht nur eine Institution ist, die ihr verteidigen und schützen sollt, wie ihr es seit über fünfhundert Jahren tut, sondern auch eine gläubige Gemeinschaft, die dem lebendigen und wahren Christus begegnet ist, die ihn liebt und ihm im täglichen Leben dienen will.«