· Vatikanstadt ·

In der Messe in Santa Marta lädt der Papst dazu ein, das Markusevangelium zu lesen und durch das Zeugnis des eigenen Lebens zu Missionaren zu werden

Für die Menschen beten, die sich der Bestattungen annehmen

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25. April 2020

Zu Beginn der Frühmesse in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Santa Marta am Samstag, 25. April, Fest des Evangelisten Markus, brachte Papst Franziskus sein Gebetsanliegen zum Ausdruck: »Lasst uns heute gemeinsam für die Menschen beten, die sich der Bestattungen annehmen. Was sie tun, ist sehr schmerzlich, sehr traurig, und sie spüren den Schmerz der gegenwärtigen Pandemie aus nächster Nähe. Beten wir für sie.«

In der Predigt sprach der Papst mit Bezug auf dem Abschnitt aus dem Markusevangelium (16,15-20) über den missionarischen Impuls, der immer mit dem christlichen Glauben verbunden sein muss. Er sagte:

Heute feiert die Kirche den heiligen Markus, einen der vier Evangelisten, der dem Apostel Petrus sehr nahestand. Das Evangelium nach Markus war das erste, das geschrieben wurde. Es ist einfach, ein einfacher Stil, sehr nahe. Wenn ihr heute etwas Zeit habt, nehmt es zur Hand und lest es. Es ist nicht lang, und es ist schön zu lesen, mit welcher Einfachheit Markus vom Leben des Herrn berichtet.

Und im Evangelium, das wir gerade gelesen haben – es ist das Ende des Markusevangeliums – findet sich die Einladung des Herrn. Der Herr hat sich als Erlöser offenbart, als eingeborener Sohn Gottes: Er hat sich ganz Israel, dem Volk offenbart, insbesondere – in mehr Einzelheiten – den Aposteln, den Jüngern. Dies ist der Abschied des Herrn, der Herr entschwindet: Er ging fort und wurde »in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes« (Mk 16,19). Bevor er fortging, erschien er jedoch den Elf und sagte zu ihnen: »Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!« (Mk 16,15). Es ist der missionarische Impuls des Glaubens. Der Glaube ist entweder missionarischer Impuls, oder er ist kein Glaube. Der Glaube ist nicht etwas, das nur für mich da ist, damit ich durch den Glauben wachse: Das ist »eine gnostische Irrlehre«. Der Glaube bringt dich immer dazu, aus dir herauszugehen. Herausgehen. Die Weitergabe des Glaubens; der Glaube muss weitergegeben werden, er muss angeboten werden, vor allem durch das Zeugnis: »Geht hinaus, damit die Menschen sehen, wie ihr lebt« (vgl. V. 15).

Jemand, ein europäischer Priester aus einer europäischen Stadt, hat zu mir gesagt: »In unseren Städten gibt es so viel Unglauben, so viel Agnostizismus, weil die Christen keinen Glauben haben. Wenn sie ihn hätten, würden sie ihn gewiss den Menschen geben.« Es fehlt der missionarische Impuls. Denn im Grunde fehlt die Überzeugung: »Ja, ich bin Christ, ich bin katholisch…« So als wäre es eine gesellschaftliche Haltung. Auf dem Personalausweis heißt du so und so…, und »ich bin Christ«. Es ist eine Angabe im Personalausweis. Das ist kein Glaube! Das ist etwas Kulturelles. Der Glaube lässt dich unbedingt hinausgehen, lässt dich ihn weiterschenken: Denn der Glaube muss von seinem Wesen her weitergegeben werden. Er ist nicht ruhig. »Aha, wollen Sie damit sagen, Vater, dass wir alle Missionare sein und in ferne Länder gehen sollen?« Nein, das ist ein Teil des missionarischen Impulses. Es bedeutet, dass du, wenn du Glauben hast, unbedingt aus dir herausgehen und den Glauben sozial zeigen musst. Der Glaube ist sozial, er ist für alle: »Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!« (V. 15). Und das bedeutet nicht, Proselytismus zu betreiben, so, als wäre ich eine Fußballmannschaft, die Proselytismus betreibt, oder als wäre ich eine wohltätige Organisation. Nein, der Glaube ist: »Kein Proselytismus!« Er bedeutet, die Offenbarung sichtbar zu machen, damit der Heilige Geist in den Menschen wirken kann durch das Zeugnis: als Zeuge, durch das Dienen. Das Dienen ist eine Lebensform. Wenn ich sage, dass ich Christ bin und wie ein Heide lebe, dann geht das nicht! Das überzeugt niemanden! Wenn ich sage, dass ich Christ bin und als Christ lebe, das zieht an. Das ist das Zeugnis.

In Polen hat mich ein Universitätsstudent einmal gefragt: »In der Universität habe ich viele atheistische Kameraden. Was soll ich ihnen sagen, um sie zu überzeugen?« – »Nichts, mein Lieber, nichts! Das Letzte, was du tun sollst, ist etwas zu sagen. Beginne zu leben, und wenn sie dein Zeugnis sehen, werden sie dich fragen: ›Aber warum lebst du so?‹« Der Glaube muss weitergegeben werden: nicht um zu überzeugen, sondern um einen Schatz anzubieten. »Dort ist er, seht ihr?« Und das ist auch die Demut, von der der heilige Petrus in der Ersten Lesung gesprochen hat: Meine Lieben, »begegnet einander [alle] in Demut! Denn Gott tritt Stolzen entgegen, Demütigen aber schenkt er seine Gnade« (1 Petr 5,5). Wie oft sind in der Kirche, in der Geschichte Bewegungen, Vereinigungen von Männern oder Frauen entstanden, die andere vom Glauben überzeugen, sie konvertieren wollten… Wahre »Proselytenmacher«. Und wie sind sie geendet? In der Verderbnis.

Dieser Abschnitt des Evangeliums ist so zart! Aber wo ist die Gewissheit? Wie kann ich sicher sein, dass ich, wenn ich aus mir herausgehe, in der Weitergabe des Glaubens fruchtbar sein werde? »Verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung« (Mk 16,15); ihr werdet Wunder wirken (vgl. V. 17-18). Und der Herr wird mit uns sein bis zum Ende der Welt. Er begleitet uns. Bei der Weitergabe des Glaubens ist der Herr immer mit uns. Bei der Weitergabe der Ideologie mag es Lehrer geben, aber wenn ich eine Haltung des Glaubens habe, der weitergegeben werden muss, dann ist der Herr dort und begleitet mich. Bei der Weitergabe des Glaubens bin ich nie allein. Der Herr ist mit mir und gibt den Glauben weiter. Er hat es verheißen: »Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28,20).

Bitten wir den Herrn, dass er uns helfen möge, unseren Glauben so zu leben. Den Glauben der offenen Türen, einen transparenten, nicht »proselytischen« Glauben, der jedoch zeigt: »So bin ich.« Und der mit dieser gesunden Neugier den Menschen helfen möge, die Botschaft anzunehmen, die sie erlösen wird.

Der Papst lud alle, die die sakramentale Kommunion nicht empfangen können, mit dem folgenden Gebet zur geistlichen Kommunion ein: »Zu deinen Füßen, o mein Jesus, werfe ich mich nieder und bringe Dir die Reue meines zerknirschten Herzens dar, das sich mit seinem Nichts in Deiner heiligen Gegenwart verdemütigt. Ich bete Dich an im Sakrament Deiner Liebe, der unfassbaren Eucharistie. Ich sehne mich danach, Dich in der armen Wohnstatt meines Herzens zu empfangen. Während ich das Glück der sakramentalen Kommunion erwarte, möchte ich Dich im Geist besitzen. Komm zu mir, o mein Jesus, da ich zu Dir komme! Die Liebe umfange mein ganzes Sein im Leben und im Tod. Ich glaube an Dich, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich. Amen.«

Nach einer Zeit der Anbetung und dem eucharistischen Segen wurde in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta die marianische Antiphon Regina Caeli angestimmt.