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Franziskus besuchte als erster Papst die Mittelmeerinsel Korsika

Traditionen sind ein zu bewahrender Reichtum

 Traditionen sind ein zu bewahrender Reichtum  TED-051
20. Dezember 2024

Ajaccio/Vatikanstadt. Papst Franziskus hat sich mit seiner 47. Auslandsreise nach Korsika erneut »an die Ränder« begeben. Anlass des ersten Besuchs eines Papstes auf der französischen Mittelmeerinsel war ein Kongress über Volksfrömmigkeit. Wissenschaftler und Vertreter der Kirche aus Spanien, Frankreich und Italien befassten sich mit Geschichte und Chancen der Frömmigkeit der einfachen Gläubigen.

Auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt verließ Franziskus an der Ausgrabung eines frühchristlichen Taufbeckens das Papamobil, um Ajaccios ältester Bewohnerin, einer 108-Jährigen, die wie er im Rollstuhl sitzt, segnend über den Kopf zu streichen. Vor der Statue von Korsikas Schutzpatronin »A Madunuccia«, die die Insel 1656 vor der Pest bewahrt haben soll, hielt das Papamobil, eine Musikkapelle spielte auf. Der Papst mahnte in seiner Rede zum Abschluss des Kongresses, »Schönheit und Bedeutung der Volksfrömmigkeit« zu verstehen und zu würdigen. Korsika ist eine der katholischsten Regionen Frankreichs.

Beim Mittagsgebet in der Kathedrale, wo Ajaccios berühmtester Sohn Napoleon Bonaparte 1769 getauft wurde, traf der Papst Pries-ter und Ordensleute. Er ermunterte sie: »Habt keine Angst vor Veränderung, davor, alte Muster zu überdenken, die Ausdrucksformen des Glaubens zu erneuern.«

Am nachmittäglichen Gottesdienst auf der Place d’Austerlitz nahmen etwa 7.000 Gläubige teil. Franziskus forderte die Anwesenden in seiner Predigt auf, den Advent als Zeit freudiger Erwartung zu nutzen. Der Glaube an Jesus Chris-tus gebe Kraft zum Einsatz für den Frieden.

Am Schluss der heiligen Messe dankte er Kardinal Bustillo »für seine Worte und für diesen ganzen Tag, an dem ich mich wie zu Hause gefühlt habe«, und allen, »die diesen Besuch auf vielfältige Weise vorbereitet haben«. In Bezug auf die Traditionen sagte er, sie seien »ein Reichtum, den es zu bewahren und zu pflegen gilt, doch nicht damit ihr euch abgrenzt, sondern immer für die Begegnung und den Austausch«.

Kurz vor dem Rückflug traf der Papst mit Staatspräsident Emmanuel Macron zusammen, der aus Paris angereist war.

Während des Fluges, der nur knapp 40 Minuten dauerte, beantwortete der Papst keine Fragen von Journalisten. Stattdessen erhielt er von der Sprecherin der Vatikan-Korrespondenten, Valentina Alazraki, eine reich verzierte künstliche Torte, denn Franziskus wurde zwei Tage später, am 17. Dezember, 88 Jahre alt. Der Papst richtete einige persönliche Anmerkungen an die Journalisten. Darin zeigte er sich erneut überrascht und erfreut über die vielen Kinder und Jugendlichen auf Korsika. Bei seinen Fahrten mit dem Papamobil durch Ajaccio wurden ihm immer wieder Babys und Kleinkinder gereicht, die er segnen sollte.

Um 19.56 Uhr landete das Flugzeug wieder auf dem Flughafen in Rom-Fiumicino und Franziskus kehrte in den Vatikan zurück.

Die Ansprachen und die Predigt des Paps-tes lesen Sie auf den Seiten 9 bis 12