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Der Skandal des Waffenhandels widerspricht dem Geist von Olympia

Hoffnung und Geschwisterlichkeit in Paris

 Hoffnung und Geschwisterlichkeit in Paris  TED-031
09. August 2024

Die Einhaltung der Waffenruhe während der Olympischen Spiele hätte verhindert, dass eine Rakete zwölf Kinder tötet und weitere 30 verletzt, während sie an einem Samstagnachmittag, 27. Juli, in Majdal Shams auf den Golanhöhen Fußball spielten. Vielleicht haben sie davon geträumt, ein Tor zu schießen oder von Olympia oder einfach den Sprung in die »Mamba«, die lokale Mannschaft, zu schaffen. Sie waren zwischen zehn und 16 Jahre alt. An den Olympischen Spielen nehmen auch ihre Altersgenossen teil.

Jüngste Teilnehmerin ist die chinesische Skateboarderin Zheng Haohao mit ihren elf Jahren. Während der Papst den Anschlag nach dem Angelusgebet verurteilte und unterstrich, dass der Skandal des Waffenhandels dem geschwisterlichen Geist von Olympia widerspricht, fand dies in Paris kein Echo.

Doch in Paris gibt es auch die Lebensgeschichten von Sportlern und Sportlerinnen, die von Hoffnung, Befreiung und Geschwisterlichkeit sprechen. Die Degenfechterin Na-thalie Moellhausen, 38-jährige Italo-Brasilianerin, trat gegen die Kanadierin Ruien Xiao an, obwohl vor fünf Monaten bei ihr ein Tumor am Steißbein entdeckt worden war, weswegen sie die letzten Tage vor dem Wettkampf im Krankenhaus verbringen musste. Während des Kampfes brach sie zusammen, sie verlor zwar 15:11, aber sie wollte sich nicht geschlagen geben. Sie wollte bei den Olympischen Spielen dabei sein, auch als solidarische Geste mit all jenen, die eine Krankheit durchmachen.

Beim Cross-Country-Mountainbike-Rennen kam sie als Dritte ins Ziel: die Schwedin Jenny Rissveds. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie ihre Bronzemedaille entgegennahm und umarmte die Gewinnerin, Pauline Ferrand-Prévot (Frankreich), die auf dem Podium in Tränen ausgebrochen war. Die 30-jährige Rissveds hatte nach dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio eine schwere Zeit erlebt, verbunden mit Depression und Essstörungen. Der auf harte Entbehrungen gegründete »zu frühe« Erfolg und der plötzliche Tod ihrer Großeltern hatten ihr Leben »in Dunkelheit getaucht«. »Zwei Jahre lang war ich total blockiert«, erzählt sie.

Sie hat sich zurück ins Leben gekämpft und auch den Radsport wieder aufgenommen. Sie gründete »Team 31«, ein Hinweis auf die 1989 von der UNO anerkannte Kinderrechtskonvention, in der es unter Nummer 31 heißt: »Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit an, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung.« Immer wieder weist Rissveds auf die Risiken für die mentale Gesundheit hin, denen die Sportler ausgesetzt sind. Der britische Schwimmer Adam Peaty und Simone Biles, US-amerikanische Turnerin, machen kein Geheimnis aus dem »schwarzen Loch« in ihrem Leben.

Nach Erreichen der Zielgraden wurde Rissveds von der zweitplatzierten Haley Batten umarmt, die sie »auf dem Weg zurück ins Leben« durch ihre Nähe unterstützt hatte, besonders nachdem Rissveds sich letztes Jahr bei einem Sturz eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Sie pflegen eine echte Freundschaft: Als Rissveds während des Rennens an der Box vorbeifuhr, informierte sie den US-Mechaniker über Battens Reifenschaden. Durch einen schnellen Radwechsel war die Fahrerin wieder einsatzbereit und sprintete am Schluss an ihrer Freundin vorbei.

(Orig. ital. in O.R. 29.7.2024)

Von Giampaolo Mattei