Grußworte von Tawadros II. zu Beginn der Generalaudienz

Uns vereint die Liebe im Dienst an Gott und den Geschwistern

19. Mai 2023

Im Namen des Vaters und des Sohnes

und des Heiligen Geistes, Amen!

Geliebter Bruder, Eure Heiligkeit

Papst Franziskus,

Eminenzen, ehrwürdige Patres,

meine Damen und Herren!

Ich möchte Ihnen meine Glückwünsche übermitteln, auch im Namen der Mitglieder des Heiligen Synods sowie aller Körperschaften der koptisch-orthodoxen Kirche in Ägypten und im Ausland, und ich beglückwünsche Sie am zehnten Jahrestag Ihrer göttlichen Erwählung zum Papst und Bischof von Rom. Ich habe Hochachtung vor allem, was Sie in dieser Zeit des Dienstes an der ganzen Welt in allen Bereichen getan haben, und ich bete, dass Christus Ihnen die volle Gesundheit und den Segen eines langen Lebens gewähren möge. Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden!

Heute betrachte ich diesen Ort und kehre in Gedanken zurück zu der Zeit vor zehn Jahren, am selben Datum wie heute, und erinnere mich an die große Zuneigung, mit der Sie mich zusammen mit der Delegation der koptischen Kirche bei meinem ersten Besuch empfangen haben, und wie wir zusammen mit Ihnen eine heilige Zeit voll brüderlicher Liebe, mit der Sie uns erfüllt haben, verbringen konnten.

Diese Liebe ist zu einem Zeichen und einem Motto geworden, das wir jedes Jahr am »Tag der Geschwisterlichkeit« feiern. Wir sprechen miteinander und schreiben uns, um sie jedes Jahr zu erneuern, und es ist ein Tag, der den christlichen Geist verkörpert und die Liebe, die uns vereint im Dienst an Gott und im Dienst an unseren menschlichen Brüdern und Schwes-tern, damit wir in uns verwirklichen können, was Johannes, der Lieblingsjünger, gesagt hat: »Geliebte, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott« (1 Joh 4,7).

Wir haben die Liebe gewählt, auch wenn wir gegenüber der gierigen und egoistischen Welt gegen den Strom schwimmen; wir haben die Herausforderung der Liebe angenommen, die Christus von uns verlangt, und wir werden wahre Christen sein und die Welt wird menschlicher werden, weil die Welt wissen wird, dass Gott Liebe ist und dass dies sein höchster Name ist.

Heiliger Vater! Das heutige Datum fällt auch auf den 50. Jahrestag des Besuchs Seiner Heiligkeit Papst Schenouda III. bei Seiner Heiligkeit Papst Paul VI., und das macht es noch wichtiger und einflussreicher für die Beziehungen zwischen unseren Kirchen.

Ich vergesse nicht, Ihnen voll Freude für Ihren kostbaren Besuch in Ägypten im Jahr 2017 zu danken, der ein sehr großer Segen für ganz Ägypten war. Sie sagten damals: »Wir sind nicht allein auf diesem Weg, der uns begeistert und der, wie alles im Leben, nicht immer einfach und klar ist. Durch ihn drängt uns Gott voranzugehen, drängt uns die Liebe, um von nun an ein lebendiges Bild des himmlischen Jerusalem zu sein.«

Wir sind gemeinsam unterwegs auf dem Weg des Lebens und halten uns vor Augen: »Das ist die Verheißung, die er uns verheißen hat: das ewige Leben« (1 Joh 2,25), indem wir einander begleiten und stützen durch das Gebet gemäß dieser Verheißung. Trotz der Unterschiede unserer Wurzeln und Zugehörigkeit vereint uns die Liebe Christi, die in uns wohnt, und die Schar unserer apostolischen Väter und der Heiligen umgibt und leitet uns.

Wir sind zu euch gekommen an diesem gesegneten Morgen, aus dem Land, in dem der Apostel Markus gepredigt hat, und sein Sitz wurde in Alexandrien errichtet, als einer der ältesten apostolischen Sitze der Welt, das Land Ägypten. Die Geschichte und die Zivilisation sagen von ihm, dass es der Natur gehört: Sein Vater ist die Geschichte und seine Mutter die Geografie.

Ich bin zu euch gekommen aus der koptischen Kirche, gegründet vor uralten Zeiten auf eine Prophezeiung im Buch des Propheten Jesaja: »An jenem Tag wird es einen Altar für den Herrn mitten im Land Ägypten geben und ein Steinmal an seiner Grenze für den Herrn.« Es wurde geheiligt durch den Besuch der Heiligen Familie, die das Land von Osten nach Westen, von Norden nach Süden gesegnet hat.

Ägypten, von wo aus sich das christliche Mönchtum verbreitet und gefestigt hat mit seinen Heiligen Antonius, Makarius und Pachomius. Es hat die Schule von Alexandrien inspiriert, Leuchtfeuer der Theologie in der Geschichte, das ein heiliger Ort für das Gebet zu Gott war und immer noch ist. Und wir glauben, dass es nicht nur in Gottes Händen, sondern auch in seinem Herzen bewahrt wird.

Ich stehe hier an dem Ort, wo die Apostel Paulus und Petrus gepredigt haben, und ich freue mich, zusammen mit euch auf diesem herrlichen Platz zu sein. Ich betrachte diese Säulen, die diesen Ort stützen, und erinnere mich an Gottes Verheißung an die Engel von Philadelphia: »Wer siegt, den werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen und er wird nicht mehr hinausgehen« (Offb 3,12). Ich bitte euch alle, dieser Verheißung treu zu bleiben, um das Böse in der Welt zu überwinden, mit all seinen Schwächen, wie unsere Väter uns gelehrt haben, und unserer Verantwortung gerecht zu werden und wie ein Wohlgeruch Christi in dieser Welt zu leben und in seinem Frieden vereint zu sein.

In dieser Welt pilgern, wir wie Er gepilgert ist, singen wir mit David in seinem Psalm: »Fest blieben meine Schritte auf deinen Bahnen, meine Füße haben nicht gewankt« (17,5), und bitten wir für die ganze Welt um einen Frieden, der alles Verstehen übersteigt, bitten wir, dass er überall hin gelangen möge und für Oberhäupter und Völker Priorität haben möge.

Ich bete mit Ihnen am heutigen Tag, dass Gott unsere Gebete erhören möge. Ich danke Ihnen allen!

(Orig. ital. in O.R. 10.5.2023)