Pressekonferenz auf dem Rückflug von Budapest nach Rom

Kanäle für den Frieden öffnen

05. Mai 2023

Vatikanstadt. Papst Franziskus will weiter im Ukrainekrieg vermitteln. Auf dem Rückflug von seiner dreitägigen Ungarnreise nach Rom sagte er am Sonntagabend,
30. April: »Frieden ist machbar, wenn Kanäle geöffnet werden, nicht wenn man sie verschließt.«

In diesem Kontext würdigte er die Haltung von Metropolit Hilarion (Alfejew), des ehemaligen Außenamtschefs des Moskauer Patriarchats. Franziskus hatte den jetzigen russisch-orthodoxen Metropoliten von Ungarn in Budapest getroffen. Hilarion habe stets den Kontakt mit ihm gepflegt, er sei ein intelligenter Mann, der sich stets um Fortschritte in den Beziehungen bemüht habe. Auch der scheidende russische Botschafter beim Heiligen Stuhl sei ein großartiger und nobler Diplomat.

Weiter sagte der Papst zu einer möglichen Vermittlung zwischen der Ukraine und Russland: »Ich bin bereit, alles Notwendige zu tun. Es ist eine Mission im Gang, wenn sie öffentlich ist, werde ich darüber sprechen.«

Der Papst bestätigte, dass er in Budapest mit mehreren Gesprächspartnern über das Thema Frieden geredet habe. Er bedauerte, dass der Gesprächskanal zum russischen Patriarchen Kyrill derzeit unterbrochen sei.

Weiter erklärte der Papst, der Heilige Stuhl werde sich an den Bemühungen um eine Rückkehr von ukrainischen Kindern beteiligen, die nach Russland entführt worden
seien. Dies sei eine Frage der Humanität.
Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal hatte den Papst bei der Audienz im Vatikan in der vergangenen Woche dabei um Unterstützung gebeten.

Außerdem bestätigte Franziskus, dass der Vatikan über diplomatische Kanäle auch am Austausch von Gefangenen zwischen den beiden Kriegsparteien beteiligt gewesen sei.

Er sei außerdem dankbar für die Hilfe, die viele aus der Ukraine geflohene Frauen mit ihren Kindern in anderen europäischen Ländern erhielten. Allerdings dürfe man bei dieser Hilfe nicht müde werden.

Auf seine Gesundheit angesprochen erläuterte Franziskus, er habe seine Lungenentzündung, deretwegen er vor der Karwoche ein paar Tage im Krankenhaus verbringen musste, gut überwunden. An der Reise zum Weltjugendtag im August in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon halte er fest. Weitere Reisen wolle er nach Marseille und in die Mongolei unternehmen.

Eine Journalistin sprach Franziskus darauf an, dass er Griechenland unlängst Fragmente des antiken Parthenon aus den Vatikanischen Museen zurückgegeben hat. Ob er denn auch zu weiteren Restitutionen bereit sei? Sie denke da vor allem an autoch-thone Gruppen aus Kanada, die eine Rückgabe von Objekten aus den vatikanischen Sammlungen forderten. Franziskus erwiderte: »Aber das ist das siebte Gebot: Wenn du gestohlen hast, musst du zurückgeben.«

Allerdings müsse man die historischen Umstände, unter denen Objekte in den Besitz der Museen gelangt seien, zunächst genau untersuchen. »Und wenn die Ägypter morgen kommen und den Obelisken fordern, was werden wir dann tun?«, fragte der Papst mit Anspielung auf den Obelisken, der heute in der Mitte des Petersplatzes steht.

Bei seiner Begegnung mit den mitreisenden Journalisten wirkte Franziskus zufrieden und zu Scherzen aufgelegt. So merkte er an, die ungarische Sprache werde außerhalb des Landes nicht gesprochen, da sie einfach zu schwierig sei. Höchstens im Paradies sei sie wohl gängig, weil man eine Ewigkeit brauche, um sie zu lernen.