Chancen für einen Neuanfang

Vatikanstadt/Venedig. An einem ungewöhnlichen Ort hat Papst Franziskus seinen fünfstündigen Venedig-Besuch am Sonntag, 28. April, begonnen. Er erreichte die Lagunenstadt kurz vor 8 Uhr mit dem Helikopter und besuchte zunächst das in einem ehemaligen Klostergebäude
untergebrachte Frauengefängnis auf der Giudecca-Insel. Dort hat der Vatikan seinen Biennale-Pavillon eingerichtet. Die rund 80 Insassinnen wirken an der Ausstellung »Mit meinen Augen« mit und führen bis November im Gefängnis durch die Kunstinstallationen. Sie alle hätten diesen Tag lange erwartet, sagte eine der Gefangenen in einer kurzen Begrüßung. Es sei »ein großes Gefühl«. »Unser lieber Papst Franziskus kommt zu uns, wie es im Evangelium steht: ›Ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht.‹ Die Freude, die wir empfinden, übersteigt alle Vorstellungen.« Die Insassinnen hatten mehrere Geschenke vorbereitet, darunter von ihnen selbst hergestellte Pflegeprodukte aus der Gefängniswerkstatt. Papst Franziskus überreichte als Gastgeschenk eine Ikone der Gottesmutter mit Kind. Er wies darauf hin, wie zärtlich die Mutter auf das
Jesuskind blicke. Die inhaftierten Frauen können ihre Kinder bis zum Alter von drei Jahren bei sich behalten; in dem etwas heruntergekommenen, aber malerischen Gebäudekomplex gibt es auch Spielplätze. Bei der persönlichen Begrüßung umarmten einige Frauen den Gast aus Rom, viele wirkten bewegt und kämpften mit den Tränen. Papst Franziskus hielt die folgende Ansprache: